Klimaziel Netto-Null
Der Klimawandel ist eine der grössten globalen Herausforderungen. Städte sind besonders betroffen und tragen eine grosse Verantwortung. Winterthur soll darum bis 2040 das Ziel netto null Tonnen CO₂ erreichen.
Um die Klimaerwärmung gegenüber vorindustrieller Zeit auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, müssen die Treibhausgasemissionen weltweit spätestens bis 2050 auf netto null Tonnen CO₂ reduziert werden. Viele Länder, darunter die Schweiz, haben sich bereits zu diesem Weg verpflichtet. Die Winterthurer Bevölkerung sprach sich am 28. November 2021 deutlich für das Klimaziel «Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2040» aus.
Vorschläge aus der Bevölkerung fliessen in städtische Klimapolitik ein
Netto-Null bedeutet, dass nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Zur Erarbeitung der dafür notwendigen Klimaschutzmassnahmen hat der Bereich Umwelt- und Gesundheitsschutz verschiedene Interessensgruppen aus der Winterthurer Bevölkerung und Wirtschaft eingeladen. Teilgenommen haben zum Beispiel Vertreterinnen und Vertreter des KMU-Verbandes, der Klimastreikbewegung oder der Bau- und Wohngenossenschaften. Zusammen mit Fachpersonen aus allen Departementen wurden die rund 450 gesammelten Vorschläge zusammengefasst und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf eine Anzahl von 54 Massnahmen verdichtet und priorisiert. Sie wurden innerhalb der vier Themenbereiche mit den grössten Hebelwirkungen, nämlich der Energieversorgung, den Gebäuden, der Mobilität und dem Konsum, gebündelt.
Umsetzungstempo erhöhen
Die seit 1999 entwickelten und umgesetzten Klimaschutzmassnahmen der Stadt Winterthur gehen in die richtige Richtung. Alle 2012 festgelegten Zwischenziele sind erreicht. Die Dringlichkeit der Klimakrise erfordert jedoch, dass das Umsetzungstempo erhöht, die bestehenden Massnahmen weitergeführt und intensiviert sowie zusätzliche Massnahmen eingeführt werden. So sollen die installierte Stromleistung aus hiesigen Fotovoltaikanlagen gesteigert und die Treibhausgasemissionen aus der Wärmeversorgung reduziert werden. Die Anzahl und Leistung fossiler Feuerungen soll bis 2028 um einen Drittel verringert werden, und der Wärmeabsatz aus Wärmeverbünden soll pro Jahr eine jährliche Zunahme von 11 Gigawattstunden aufweisen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Förderung der nachhaltigen Mobilität: die Entwicklungsperspektive Winterthur 2040 sieht Winterthur als «5-Minuten-Stadt». Dazu gehören ein lückenloses Velonetz, hindernisfreie und sichere Fusswege, ein gutes ÖV-Angebot sowie die Förderung der Elektromobilität.
Bestehende Massnahmen forcieren
Um die genannten Einsparungen und Zielgrössen zu erreichen, hat der Stadtrat einen konkreten Umsetzungsplan beschlossen. Zahlreiche Bestrebungen wie zum Beispiel der Wegfall des Produktes «e-Gas.Grau» in der Grundversorgung oder die stetige Ökologisierung der Gasprodukte mit Biogas laufen bereits. Diese und weitere bereits eingeführte Massnahmen sind zu forcieren. Der Anteil erneuerbaren Gases soll weiter gesteigert werden und mittel- bis langfristig das fossile Erdgas ersetzen. Nebst einer über die nächsten Jahrzehnte kontinuierlichen Teilstilllegung des Gasnetzes und somit einer Reduktion von Gas als Wärmeenergie wird der Ausbau der Wärmenetze intensiviert. Dies bedeutet einerseits, dass die Anzahl Anschlüsse an die bestehenden Netze von Fern- und Nahwärme erhöht wird. Andererseits sollen neue Wärmenetze errichtet werden, beispielsweise im Gebiet Rudolf-Diesel-Strasse. Hier wird nach dem geplanten Umbau in der Kehrichtverwertungsanlage die Abwärme aus der Rauchgasreinigung eingesetzt. Ein weiteres Netz plant Stadtwerk Winterthur im Neuwiesenquartier. Es soll via bestehendem Quartierwärmeverbund Stadtmitte mit Wärme aus der KVA versorgt werden. Das Wärmepotenzial des Winterthurer Grundwassers soll in einer späteren Ausbauphase des Wärmegebietes ebenfalls genutzt werden. Ausserdem sind auch kleine Wärmeverbünde, sogenannte Mikroverbünde, im Neuwiesenquartier und anderswo aktuell in Prüfung.
Einen weiteren Schwerpunkt stellt der Ausbau von Fotovoltaik in Winterthur dar. Der Stadtrat hat sich das Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2025 hundert zusätzliche PV-Anlagen auf städtischen Dächern zu installieren. Um den generellen Zubau an Anlagen zu fördern, sollen die entsprechenden finanziellen Anreize geschaffen werden. Das Förderprogramm Energie Winterthur wird so ausgebaut, dass statt der Eigenverbrauchsoptimierung künftig auch Investitionen in PV-Anlagen für ganze Dachflächen interessant werden. Dabei gilt: Die Stadt kann Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für eine umweltfreundliche Energieversorgung schaffen. Es braucht aber auch die Bevölkerung, die mitmacht, PV-Anlagen installiert und Solarstrom bestellt.
Neu wird auch der Konsum einbezogen
Ein Grossteil der durch die Schweizer Bevölkerung verursachten Emissionen fällt im Ausland an. Der Stadtrat setzt deshalb neu auch auf Massnahmen aus dem Bereich Konsum und nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein. Dazu gehören zum Beispiel die Förderung der regionalen Kreislaufwirtschaft und der Fokus auf klimaschonende Ernährung.
Die Stadt Winterthur geht als Vorbild voraus
Beim städtischen Gebäudebestand sollen ergänzend zu energetischen Sanierungen, Heizungsersatz und einem deutlichen Ausbau der Fotovoltaikanlagen auch Aspekte des zirkulären Bauens und ökologische Baustoffe berücksichtigt und dadurch der Energie- und Ressourcenverbrauch reduziert werden. Für die städtische Fahrzeugflotte ist eine weitgehende Umstellung auf erneuerbare Antriebe bis 2028 geplant. Durch die Umsetzung konsequenter Nachhaltigkeitsregeln reduziert die Stadt Winterthur zudem die Umwelt- und Klimaauswirkungen der städtischen Beschaffungen.
Von «Winergie 2050» zu «Netto Null»
Die Winterthurer Bevölkerung hat im Jahr 2012 den Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Winergie 2050 – Winterthurs Energiezukunft ist erneuerbar» angenommen und damit unter anderem beschlossen, dass die Treibhausgasemissionen in Winterthur bis zum Jahr 2050 auf 2 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr zu reduzieren sind. Mit dem neuen Netto-Null Ziel musste auch der behördenverbindliche Grundsatzbeschluss angepasst werden. Dies erforderte sowohl die Zustimmung des Grossen Gemeinderates als auch der Bevölkerung. Um der Dringlichkeit des Klimawandels gerecht zu werden, entschied der Grosse Gemeinderat im Mai 2021, dem Volk zwei Varianten zu unterbreiten: Netto-Null bis 2050 oder Netto Null bis 2040. Die Winterthurer Bevölkerung sprach sich am 28. November 2021 deutlich für das Klimaziel "Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2040" aus.
Grundlagendokumente Energie- und Klimakonzept (ab 2021)
Rückblickende Berichterstattung Energiekonzept 2050 (bis 2020)
Typ | Titel |
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Faktenblatt Monitoring und Controlling 2017-2020 zum Massnahmenplan Energiekonzept 2050.pdf | |
Monitoring und Controlling 2017-2020 zum Massnahmenplan Energiekonzept 2050.pdf | |
Controlling 2020 zum Massnahmenplan Energiekonzept 2050.pdf |