Genereller Entwässerungsplan
Von der Schwemm-Kanalisation zu einer umweltschonenden Siedlungsentässerung
Siedlungsentwässerung bedeutete ursprünglich Schwemmkanalisation – was aus dem Siedlungsgebiet entsorgt werden sollte, wurde mit Hilfe von Wasser weggespült. Gewässer wurden umgeleitet und Regenwasser gezielt zum Spülen genutzt. Das sorgte zwar für eine deutlich bessere Hygiene in den Dörfern und Städten, der Preis war aber eine massive Belastung der Gewässer mit Badeverboten in den 1970er-Jahren. Die ursprüngliche Form der Siedlungsentwässerung ist also das sogenannte Mischsystem – häusliches Abwasser und Regenwasser werden gemeinsam abgeleitet.
Bald musste man feststellen, dass nicht alles im Siedlungsgebiet gesammelte Regenwasser in Kanalisationsrohren abgeleitet werden konnte. Charakteristisch für ein Mischsystem sind daher Regenüberläufe und Regenbecken. Dort wird ein Teil des Gemisches aus Regenwasser und Schmutzabwasser aus dem Kanalisationssystem in ein Oberflächengewässer geleitet. Der Rest des Gemisches wird der Kläranlage zugeführt. Bei Trockenwetter oder bei schwachem Regen gelangt alles Abwasser in die Kläranlage.
In Winterthur gibt es sechs grosse Regenbecken und rund fünfzig Regenüberläufe. Das letzte grosse Regenbecken, das Regenbecken Talacker, wurde 2020 erstellt. Das Regenbecken fängt eine bestimmte Menge des Gemisches aus Regenwasser und Schmutzabwasser auf, welches erst nach dem Regen zur Kläranlage geleitet wird.
Ob das Regenwasser ebenfalls in der Kanalisation abgeleitet werden soll, wurde bald einmal hinterfragt und indem für das saubere Niederschlagswasser separate Systeme gebaut wurden, entstanden die Trennsysteme. Da eine Umstellung kompliziert, aufwändig und sehr teuer ist, werden rund achtzig Prozent des Winterthurer Stadtgebietes allerdings weiterhin im Mischsystem entwässert. Eine separate Regenwasserableitung wird in Gewässernähe und bei Neubauten aber angestrebt.
Wichtiger als die Ableitung des Regenwassers ist aber die Aufrechterhaltung des natürlichen Wasserkreislaufes. Mittels Versickerung soll das Regenwasser demnach wenn immer möglich dem Grundwasser zugeführt werden. Nachdem Regenwasser ursprünglich möglichst rasch abgeleitet respektive entsorgt wurde, hat auch da ein Philosophiewechsel zur Regenwasserbewirtschaftung stattgefunden. Unter dem Stichwort Schwammstadt sind die Grundsätze erläutert.
Der generelle Entwässerungsplan GEP
Die Veranschaulichung des Wasserkreislaufs zeigt, dass Natur und Siedlungsentwässerung eng verknüpft sind. Gewässer und Abwasser-Management stehen in enger Wechselwirkung, welche vor allem bei Starkregen offensichtlich wird.
Historisch ist der GEP eine Weiterentwicklung des Generellen Kanalisationsprojektes (GKP) entstanden, welches die ursprüngliche Grundlage der Siedlungsentwässerung bildete. In Winterthur gehen diese Planungen bis ins Jahr 1912 zurück (siehe Übersichtsplan Kanalisation von 1912). Das GKP aus dem Jahr 1976 wurde in den 1990er-Jahren durch den Generelle Entwässerungsplan (GEP) abgelöst. Seither werden die verschiedenen Aspekte von Siedlungsentwässerung und Gewässern berücksichtigt und aufeinander abgestimmt. Aufgrund des aktuellen Zustandes und unter Berücksichtigung von verschiedensten Vorgaben werden Ziele definiert und ein anzustrebender Zielzustand für die Zukunft festgelegt.
Im GEP wird auch der Istzustand des Entwässerungsnetzes aufgezeigt, der als Grundlage einer effizienten Werterhaltung der Abwasseranlagen dient.