RVS-Konzept
Was ist Verkehrsmanagement?
Städte sehen sich heute mit der Problematik konfrontiert, dass durch das Bevölkerungswachstum und das steigende Bedürfnis nach Mobilität die Verkehrsnetze immer häufiger an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gelangen. Es resultieren Staus, unberechenbare Fahrzeiten und Behinderungen des ÖV. Verkehrsmanagement kann die Verkehrsüberlastung zwar nicht beseitigen, aber durch eine aktive Lenkung, Leitung und Steuerung des Verkehrs kann die bestehende Infrastruktur besser genutzt und der Verkehrsfluss optimiert werden. Beispielweise indem nur so viel Verkehr in die Innenstadt gelassen wird, wie dort abgewickelt werden kann. Dabei werden insbesondere der öffentliche Verkehr sowie der Velo- und Fussverkehr, als flächeneffiziente Verkehrsmittel, priorisiert. Verkehrsüberlastung in Form von Stau wird dort in Kauf genommen, wo erforderlicher Stauraum für die Aufnahme der Fahrzeuge vorhanden ist und die nachteiligen Auswirkungen auf die übrigen Verkehrsteilnehmenden und Drittbetroffene möglichst geringgehalten werden können.
Dadurch wird der Verkehr sicherer und flüssiger und die Zuverlässigkeit der Reisezeiten wird erhöht. Ab einer gewissen Verkehrsnachfrage kann aber auch das Verkehrsmanagement die Überlastung einzelner Streckenabschnitte oder Knoten nicht mehr vermeiden.
In Winterthur betreibt und unterhält die Abteilung Mobilität des Tiefbauamts die über 60 Lichtsignalanlagen, welche teilweise wichtige Elemente der Regionalen Verkehrssteuerung darstellen.
Was ist die «Regionale Verkehrssteuerung»?
Die Regionale Verkehrssteuerung (RVS) ist ein gemeinsames Konzept des Kantons Zürich, der Regionalplanung Winterthur und Umgebung (RWU) und der Stadt Winterthur. Sie ist Teil der Massnahmen des Agglomerationsprogramms der 1. Generation und wurde im städtischen Gesamtverkehrskonzept (sGVK) festgehalten. Folgende Ziele wurden definiert:
- Berechenbare Fahrzeiten für alle Verkehrsträger
- Flüssiger Verkehr innerhalb der Siedlungsgebiete
- Nebenstrassen werden vom Durchgangsverkehr entlastet
- Die Verkehrssicherheit wird verbessert
- Anschlüsse zwischen Bus und S-Bahn sind gewährleistet
Um diese Ziele, welche der städtischen Entwicklungsperspektive Winterthur 2040 und dem Legislaturprogramm entsprechen, erreichen zu können, soll die Menge der in die Stadt fahrenden Fahrzeuge gesteuert und dadurch eine Überlastung der Verkehrswege verhindert werden. Dies geschieht mit Dosierungsanlagen. Das sogenannte Steuerungs- und Dosierungskonzept (SDK) regelt anschliessend den Verkehrsfluss in der Stadt und sorgt insbesondere für eine Priorisierung des öffentlichen Verkehrs. Dies wird durch eine auf den ÖV abgestimmte Programmierung der Lichtsignalanlagen erreicht.
Was ist eine Dosierungsanlage?
Eine Dosierungsanlage ist eine Lichtsignalanlage, welche zur Steuerung der Menge an Verkehr, welche in die Innenstadt gelangt, eingesetzt wird. Dazu werden in den Belag Schleifen eingebaut, welche die vorbeifahrenden Fahrzeuge detektieren. Über den sogenannten Verkehrsrechner sind alle Lichtsignalanlagen der Stadt Winterthur miteinander verbunden. Wird eine Überlastung festgestellt, können die Dosierungsanlagen die Menge der in die Stadt fahrenden Fahrzeuge reduzieren und dadurch den Verkehr flüssig halten. Der verbesserte Verkehrsfluss führt zu vorhersehbaren Fahrzeiten durch die Stadt, insbesondere für den öffentlichen Verkehr.
Im Rahmen der regionalen Verkehrssteuerung sind sechs neue Lichtsignalanlagen am Stadtrand geplant, welche die Menge der stadteinwärts fahrenden Fahrzeuge steuern sollen:
- Schloss Wülflingen (Wülflinger-/ Salomon-Hirzel-Strasse): in Umsetzung
- Steigstrasse / Dättnauerstrasse: seit 2022 in Betrieb
- Auwiesenstrasse / In der Au: in Planung
- Auwiesenstrasse / Rosenaustrasse: in Planung
- Seemerbuck (Tösstal-/ Eidbergstrasse): Provisorium in Umsetzung
- Stadlerstrasse / Reutlingerstrasse: in Planung
Nebst der teilweise dosierenden Wirkung wird mit den neuen Lichtsignalanlagen eine Buspriorisierung ermöglicht, welche die Fahrplanstabilität der über die Knoten verkehrenden Stadtbuslinien verbessert.
Was nützt das Verkehrsmanagement mir als Einwohnerin oder Einwohner von Winterthur?
Ein aktives Verkehrsmanagement bringt eine Optimierung für alle Verkehrsteilnehmenden in der Region, da der Verkehr gesamtheitlich gesteuert wird. Erhöhtes Verkehrsaufkommen an Engpässen führt mit dem Verkehrsmanagement nicht wie früher zu Blockaden im gesamten Verkehrsfluss in und um Winterthur. Der Bus bleibt nicht im Stau stecken. Und die Autos stauen sich nicht in der Innenstadt, sondern am Stadtrand, wo mehr Platz ist und die negativen Auswirkungen für Anwohnende und andere Verkehrsteilnehmende kleiner sind.