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Werner Jans

*1941 / Bildhauerei, Skulptur, Zeichnung, Druckgrafik

Werner Ignaz Jans wurde 1941 in Winterthur geboren. Mit zwei Jahren kam er in ein kleines Dorf in der Nähe von Ulm. «Als ich sieben Jahre alt war, hatte ich dort meine erste Begegnung mit dem Medium Film» (Landbote 2009). Auf dem Grund einer ausgepumpten Jauchegrube entdeckte er eine Metallbüchse mit Filmmaterial von der Kriegsberichterstattung. Fast ein halbes Jahrhundert später drehte Jans einen Film über das einfache Leben einer Bauernfamilie im Piemont, wo er seit langem rund die Hälfte des Jahres mit seiner Frau Irma Stättler verbringt. 

Jans begann nach dem Besuch des Vorkurses an der Kunstgewerbeschule Zürich zunächst eine Grafikerlehre, entschied sich dann aber, an die Kunstakademie Düsseldorf zu wechseln, wo er von 1961 bis 1965 die Bildhauerklasse besuchte. Seit 1965 ist Jans freischaffend. 1970 erhielt er einen Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung in Zürich, den er während zwanzig Jahren erfüllte. In den siebziger Jahren schuf Jans hauptsächlich abstrakte, organisch anmutende Steinskulpturen. Bereits damals war Jans ein gefragter Künstler. Seit 1973 sind ca. zwei Dutzend Werke für den öffentlichen Raum in seinem Atelier in Riet entstanden. Seine Schaffenskraft scheint ungebrochen, denn 2016 überzeugte er mit seiner Kunst am Bau-Eingabe für die Überbauung Orenberg in Ossingen die Jury. Jans blickt auf eine rege, schweizweite Ausstellungstätigkeit zurück mit regelmässiger Teilnahme an den Zürich-Land- und den Dezemberausstellungen.

Seit Mitte der achtziger Jahre arbeitet Jans figurativ und vor allem in Holz. Er war Gründungsmitglied der Gruppe ZEF (Zürcher Expressive Figuration), die 1992 erstmals im Helmhaus Zürich in Erscheinung trat. 1991 zeigte Jans an der Zürich-Land-Ausstellung eine für sein expressives Schaffen typische Skulptur aus Pappelholz: «Frau mit einem Schwertfischkopf». Die akzentuierte Bemalung mit schwarzer, weisser und roter Farbe nutzte der Künstler für die Dramatisierung der Darstellung. Um die Jahrtausendwende wurden die existentiellen Themen wie Liebe und Tod von Motiven aus dem Alltagsleben abgelöst. Den aktuellsten Einblick in sein bildhauerisches Œuvre gibt die Begleitpublikation zur Ausstellung in den oxyd Kunsträumen von 2011.

Werk(e) im Superblock

o.T. (1992)
Technik: Kohlezeichnung, 3er-Serie
Masse: 50 x 40 cm
Standort: EG Pion 11/13

Diese drei Kohlenzeichnungen gehören in die expressive Schaffensphase, als Jans eine archaische Formensprache nutzte, um existentiellen Grenzerfahrungen Ausdruck zu verleihen. Die maskenhaften Köpfe und gelängten Figuren sind in Bedrängnis dargestellt. Die Zeichnungen schildern keine reale Situation; sie sind sinnbildlich aufzufassen. Der nervöse Strich unterstreicht die existentielle Verunsicherung. Die Blätter vermitteln eine Befindlichkeit – das Gefühl von Ohnmacht und Hilflosigkeit gegenüber einer sichtbaren Macht. Auch die Skulpturen und Reliefs aus jener Zeit behandeln die Verletzlichkeit des menschlichen Daseins. Damals setzte sich Jans auch intensiv mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier auseinander. Die menschliche und tierische Erscheinung interessieren ihn noch heute.

Sitzende (2004)
Technik: Holz (Weide)
Masse: 127 cm hoch
Standort: EG Pion 7

In den Jahren 1999 bis 2000 schuf Jans Frauenfiguren in Motorrad-Montur, die er als «Fremde Frauen» bezeichnete. Die «Sitzende» aus dem Jahr 2004 trägt keinen Helm, dafür mit Kopftuch. Sie war wohl das bekannteste Kunstwerk im Semper-Stadthaus. Wenn man dort die Treppen hinaufstieg, erwartete einen die «Sitzende» – in aller Ruhe, ihren linken Arm auf den übereinandergeschlagenen Knien abstützend, so dass ihr Kinn in der linken Hand ruhen kann. Ein wenig erinnert die «Sitzende» an Rodins berühmten Denker, doch die «Sitzende» besitzt viel weniger Pathos. Die «Sitzende» ist keine Heroin. Es handelt sich um eine ganz normale, unscheinbare Frauengestalt. Vor dem Umzug in den Superblock war unklar, was sie im Umfeld der städtischen Verwaltung zu suchen hatte. Und nun sitzt sie hier – einfach so da im Erdgeschoss. Nein, verloren wirkt sie nicht. Sie scheint die Welt um sich herum vergessen zu haben. Legt sie eine Pause ein? Gehört sie zum Reinigungsteam? Oder ist ihr Kopftuch modisches Accessoire? Auf jeden Fall wirkt sie würdevoll.
Jans schafft seine lebensechten Skulpturen aus dem Gedächtnis – meist ohne Skizzen. Den Effekt erklärt Jans wie folgt: «Bei meinen Skulpturen ist der Abstraktionsgrad sehr hoch, sie sind alles andere als naturalistisch. Dass man meine Figuren sekundenlang für lebende Menschen halten könnte, hat mit der inneren Geometrie zu tun: Deren Wirkung ist stark.» (Landbote 2009). Die Realitätsnähe steigert der Künstler, indem er seine Figuren mit einem zeitgenössischen Attribut (Rollbrett, Snowboard etc.) ausstattet. (lac)

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