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Thierry Perriard

*1978 / Tätigkeitsbereiche: Malerei, Druckgrafik (Hochdruck, Tiefdruck, Lithographie), Skulptur

www.thierryperriard.ch, kontakt@thierryperriard.ch

Nach dem Besuch des gestalterischen Vorkurses an der Hochschule für Gestaltung und Kunst (heute ZHdK) hat Thierry Perriard an der derselben Hochschule ein Kunststudium absolviert und seine Lehrbefähigung für bildnerisches Gestalten erhalten. Heute unterrichtet er neben seiner Tätigkeit als freischaffender Künstler an der Kunstschule Wetzikon sowie an der Kantonsschule Zürcher Oberland, ebenfalls in Wetzikon. Seit 2012 ist Thierry Perriard Mitglied der Xylon, der Vereinigung der HolzschneiderInnen, seit 2014 ebenfalls der ALPINEUM Produzentengalerie in Luzern sowie der Künstlergruppe Winterthur. 

Thierry Perriard arbeitet mit verschiedenen Medien. Einerseits malt er, gerne grossformatig. Eines seiner grossformatigen Bilder – ein Waldbild – war 2016 in der Jahresausstellung «The Owls Are Not What They» im Raiffeisen Kunstforum vertreten. Dieses Bild kann exemplarisch für sein malerisches Werk stehen: Bei der Wahl des Motives hat sich Perriard konkret mit einem Gedicht von Arthur Rimbaud auseinandergesetzt. Doch er zeigt keine Illustration des Gedichtes, das Bild liefert keine Narration, sondern einen eigenen psychischen Raum. Perriards Malerei ist ein Weg der Übersetzung und somit Interpretation der äusseren Welt, aber auch der Welt des Gedichtes, in die Abstraktion. Es sind nicht die Gedichtzeilen, sondern vielmehr das Lesen zwischen den Zeilen, die Gedanken, die Metaebene, die Thierry Perriard zu fassen versucht. Es sind flüchtige, zum Teil unheilvolle Bilder und Momente, die Thierry Perriard bestrebt ist, mit den Mitteln der Malerei zu verwirklichen. 

Auch bei seinen Arbeiten, die in den dreidimensionalen Raum vordringen – eine Skulptur von Perriard hat zum Beispiel bei der Gruppenausstellung der Künstlergruppe Winterthur «Inspiration Flora» im Jahr 2016 im Garten der Villa Flora für Aufsehen gesorgt – findet eine Übersetzung eines Ereignisses in eine beinahe abstrakte Form statt. Bei der Skulptur in der Villa Flora handelt es sich um eine grosse gelbe Figur, die direkt Bezug auf die Skulptur «L' Été» von Aristide Maillol nimmt. Doch während Maillols Skulptur klassisch daherkommt, aufrecht auf einem soliden Sockel stehend, ist Perriards Figur eine zeitgenössische Antwort: Die Form ist abstrahiert und liegt horizontal eingefangen in einem Tischgerüst.

Neben der Malerei und der Arbeit an dreidimensionalen Objekten ist der Holzschnitt für Perriard ein wichtiges Medium. Neben Serien im kleineren Format, arbeitet er an überdimensional grossen Drucken, wie zum Beispiel dem Werk «ging ein paar vorbei», welches hier im Superblock ausgestellt ist. (kb)

Werk(e) im Superblock

ging ein paar vorbei (2013)
Technik: Holzschnitt, Offsetfarbe auf Papier
Masse: 296 x 376 cm
Standort: EG, Pion7

Der überraschend grosse Holzschnitt «Ging ein Paar vorbei» entstand «sur le motif», d.h. Thierry Perriard zeichnete direkt im Wald auf die zwölf Druckstöcke, aus denen der Druck zusammengesetzt ist. Der Holzschnitt ist ein Hochdruckverfahren, bei dem ein reliefartiger Druckstock aus Holz verwendet wird, um Grafiken zu erzeugen. Zur Herstellung des Druckstocks werden mit einem Schneidemesser aus einer Holzplatte die nicht zu druckenden Teile entfernt. So erhält man einen reliefartigen Druckstock, dessen erhabene Teile eingefärbt werden. Anschliessend erfolgt der Druck durch gleichmässige Handabreibung oder mit einer mechanischen Presse. 
Angesichts der Grösse des Drucks ist die Tatsache, dass Perriard vor Ort arbeitete, umso faszinierender. Aber für Perriard war es sehr wichtig, dass sich kein Medium, wie zum Beispiel die Fotografie, in den Arbeitsprozess schob und dass das Motiv möglichst unvermittelt und direkt festgehalten werden konnte. Der künstlerische Schaffensprozess, der hier im Wald stattfindet – die Arbeit auf Holz, inmitten all der Bäume – spielt natürlich dabei auch auf der Bedeutungsebene keine zu unterschätzende Rolle.
Der Wald als Motiv taucht in Thierry Perriards Arbeit immer wieder auf. Zum einen ist es die vielfältige Formensprache, dieses Gewirr aus Vertikalen, Horizontalen und Diagonalen, welche die Faszination dieses Druckes auslösen. Als Betrachter steht man unversehens vor den sich auftürmenden Bäumen, beinahe beschleicht einen das sprichwörtliche Gefühl, als sähe man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, so sehr wird man in das Dickicht hineingezogen. Auf der anderen Seite fungiert der Wald als psychischer Raum. Der Wald bietet zwar Schutz, trägt das Unheimliche aber ebenso in sich. Leicht verliert man den Überblick, was liegt hinter den nächsten Bäumen, wer versteckt sich im Unterholz? Schnell wird man von diesen irrationalen Ängsten eingeholt – und Perriard gelingt es grandios, eben dieses diffuse Gefühl der Unheimlichkeit und Orientierungslosigkeit zu vermitteln. (kb)

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