Simone Monstein
*1979 / Tätigkeitsbereiche: Malerei
www.simonemonstein.ch, post@simonemonstein.ch
Von 2002 bis 2006 absolvierte Simone Monstein ihr Kunststudium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich (heute ZHDK) und erhielt ihre Lehrbefähigung für bildnerisches Gestalten. Neben ihrer Lehrtätigkeit für die Kunstschule Wetzikon in der Filiale in Chur ist Simone Monstein freischaffende Künstlerin – und Winzerin. 2012 erhielt sie den Förderpreis der Stadt Winterthur und ist aktuell rege in regionalen sowie überregionalen Ausstellungen vertreten, zum Beispiel 2016 in der grossangelegten Gruppenausstellung «Frauenpower» im Art Dock Zürich sowie im Winterthurer Kunstraum On.Off. Neben ihren jeweiligen Ausstellungsbeteiligungen an der Dezemberausstellung im Kunstmuseum Winterthur ist sie insbesondere seit ihrer Gemeinschaftsausstellung «präzis konzipiert, opulent gemalt» mit Christoph Eisenring im Oxyd im 2012 in Winterthur ein gesetzter Name im Kunstkarussell.
Simone Monstein ist Malerin. Es handelt sich bei ihren Bildern um farbintensive Malerei auf grossem Format. Licht und Farbe – Atmosphäre und Stimmung – das hört sich nach einer Beschreibung impressionistischer oder postimpressionistischer Gemälde an – doch Monstein schafft es, dass diese Attribute auch für ihre ganz und gar zeitgenössischen Bilder gelten können. Im Superblock befinden sich zwei ihrer grossformatigen Innenraumdarstellungen, mit denen sich Monstein einen Namen gemacht hat. Anlässlich einer Einzelausstellung im Atelier Alexander in Winterthur Wülflingen im Jahr 2015 war schrieb Adrian Mebold begeistert im Landboten: «Das grossartige an dieser nuancierten und gleichzeitig kontrastreichen Malerei ist, dass selbst in jedem Schattenflecken eben das (Sonnen-) Licht mitwebt und durchscheint - in der Form von feinsten Farbmodulationen und - kontrasten. Die Raumabgrenzungen, ob Stein, Stoff, Plastik oder Holz, sind Träger von Farbreflexen und wirken wie ein entmaterialisiertes Farbgewebe. Der durchscheinende, verdünnte Ölfilm verstärkt diese Anmutung in einzelnen Bildpartien...»
Diese Worte lassen sich gut auf Monsteins Werke hier im Superblock übertragen. Es ist ihr gekonntes Spiel mit Farb- und Lichteffekten, sowie ihr Umgang mit perspektivischen Verschiebungen und räumlichen Überlagerungen, die ihre Innenraumdarstellungen so faszinierend machen. (kb)
Werk(e) im Superblock
Treppenhaus (2009)
Öl auf Baumwolle
Masse: 195 x 243 cm
Standort: Pion7, EG
Simone Monstein präsentiert den Blick in ein lichtdurchflutetes Treppenhaus. Präzis gesetzte Farbakkorde und ein angedeutetes Spiel mit leichten perspektivischen Verschiebungen ziehen den Betrachter direkt in den Raum hinein.
Bei Simone Monsteins Bildern spielt freilich die Farbe und die Art und Weise, wie diese auf die Leinwand aufgetragen wurde, die entscheidende Rolle. Subtil modulierte Farbzonen gehen ineinander über, überlagern sich teilweise. Beinahe abstrakt wirkende Farbfelder stossen auf klar definierte Raumelemente. Ein Wechselspiel zwischen Licht- und Schattenzonen scheint das gesamte Treppenhaus zu fluten – und obwohl man in einen Innenraum blickt, scheint doch ein zarter Lichtschimmer in alle Ecken des Treppenhauses vorzudringen. Der Verlauf der Zeit hinterlässt im Treppenhaus feine, nur leicht angedeutete Farbspuren, an den Wänden des Treppenhauses lassen sich Schatten von Bildern erkennen, die sich früher einmal dort befunden haben, doch wahrscheinlich schon vor langer Zeit abgehängt worden sind. (kb)
Spannend ist ein Vergleich von Monsteins Innenraumdarstellungen mit der Fotografie von Georg Aerni, die sich im Superblock in der Begegnungszone im 6. OG befindet. Denn ähnliche Fragestellungen drängen sich auf: Wer bewohnt diese Räume? Wie bewegt man sich durch die gegebenen Raumstrukturen? Wie funktioniert das Raumgefüge – und welche Gefühle lösen sie letztendlich beim Betrachter aus?
Le chinois (2011)
Öl auf Leinwand
Masse: 196 x 245 cm
Standort: Turbinen16, EG
Man scheint in ein kleines Restaurant zu schauen, präziser gesagt, man wird direkt in den Raum hineingeführt, man steht unmittelbar im Gastraum vor den Tischen. Nur über den Titel des Bildes erfährt man, dass es sich um ein China-Restaurant handelt, der Innenraum selbst lässt keine weiteren Schlüsse zu, da die typischen Attribute, wie bemalte Porzellanvasen in Ming-Manier oder Bilder von ineinander verschlungenen Drachen, wie man sie aus chinesischen Restaurants kennt, fehlen.
Monsteins Innenräume sind menschenleer, doch sie wirken nicht verlassen. Es gibt unterschiedliche Arten von leeren Räumen. Einige lösen ein Gefühl der Einsamkeit aus und vermitteln eine eher melancholische Stimmung. Doch hier, in diesem Restaurant, ist einer der Tische bereits für die nächsten Gäste vorbereitet, in den Gläsern stecken Servietten, man hat das Gefühl, als ob der Raum nur auf seine Gäste wartet. Ein paar Augenblicke später wird das Restaurant mit Gästen, Stimmengewirr und Düften gefüllt sein.
Wie bei Monsteins Bild «Treppenhaus» ist es das ausgeklügelte Spiel mit unterschiedlichen Farbnuancen, welches die Stimmung des Bildes definiert. Einzelne Farbflächen stossen aneinander und überlagern sich teilweise, subtil moduliert ergeben sie ein dichtes Farbgewebe. Der stark verdünnte, in einigen Zonen beinahe durchscheinend und transparent wirkende Ölfilm löst bestimmte Bereiche scheinbar auf, während andere Materialitäten klar fass- und greifbar bleiben. (kb)