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Oliver Krähenbühl

*1963 / Malerei, Zeichnung, Fotografie, Installation, Video

www.oliver-kraehenbuehl.ch, oliver.kraehenbuehl@gmx.ch

Oliver Krähenbühl wuchs in Basel und in Greifensee auf. 1984 erfolgte der Umzug nach Winterthur, später nach Neftenbach. Heute lebt er in Suhr (AG). Sein Atelier befindet sich in Nachbardorf Hunzenschwil. Von 1984 bis 1986 absolvierte Krähenbühl die F+F Schule für Kunst und Mediendesign in Zürich. Experimentelle Offenheit und seine ausgeprägte Reflexionsfähigkeit prägen sein Œuvre. Krähenbühl ist ein vielseitiger und weitgereister Künstler. So absolvierte er eine beachtliche Anzahl halbjährige Atelieraufenthalte: 1992 in Berlin, 1995 in Paris, 2002 in New York und 2015 in London. Zudem wurde er mit verschiedenen Auszeichnungen wie dem inzwischen abgeschafften Winterthurer Förderpreis der Firma Maler Dünner AG und Werkbeiträgen der Kantone Zürich und Aargau bedacht. Seit 2000 ist er Mitglied der Künstlergruppe Winterthur. Von 2007 bis 2010 war er deren Präsident und von 2006 bis 2013 vertrat er diese in der Kunstkommission der Stadt Winterthur. 2011 zeichnete er für die erste Ausstellung im Raiffeisen Kunstforum Winterthur verantwortlich. Die gekonnte Inszenierung lebensgrosser Holzfiguren von Hans Bach war ein kuratorischer Leistungsausweis.

Von der Malerei und der Zeichnung kommend, erweiterte Krähenbühl sein künstlerisches Wirkungsfeld schrittweise um neue Medien. Nach der Jahrtausendwende kam die Digitalfotografie hinzu, 2010 die installative Hängung von Bildern, Zeichnungen und Fotografien und 2014 mit «Flag» die erste raumgreifende Arbeit. Während die Installation «Flag», die er 2014 im artspace R 57 und an der Dezemberausstellung 2015 im Kunstmuseum Winterthur eine Kombination von Ready Made (echten Fahnen) und Bildern darstellte, beschritt Krähenbühl mit seiner zauberhaften Lichtinstallation «november lights», die er 2014 in der Werkstattgalerie Aarau zeigte, wiederum künstlerisches Neuland. Anlässlich der Jubiläumsausstellung «100 Jahre Künstlergruppe Winterthur», die 2016 in der Sulzerhalle 1020 stattfand, stellte Krähenbühl seine erste freistehende Videoinstallation «DROON» vor. (lac)

Werk(e) im Superblock

Bild Legende:
Palimpsestische Bilder (1998)
Technik: Öl auf Baumwolle
Masse: 150 x 120 cm
Standort: 3. OG Pion 7

Krähenbühls Gemälde sind das Resultat eines langwierigen Prozesses, bei dem er das Material auf den Bildträger aufträgt, dann wieder abträgt, um neues Material aufzutragen. Dadurch erreicht er eine verblüffende Vielschichtigkeit, die sich, wie der er selbst sagt, «durchaus als Chaos manifestieren kann». Die Werkgruppe «Palimpsestische Bilder» entstand von 1998 bis 2004. Ein Palimpsest nennt man ein in der Regel historisches Schriftstück, bei dem der ursprüngliche Text abgeschabt oder abgewaschen und mit einem neuen Text überschrieben wird. Die darunterliegende Schicht bleibt oft mehr oder weniger sichtbar. Tina Grütter schrieb anlässlich der Einzelausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen im Jahr 1999: «Auffällig in diesen Palimpsestischen Bildern ist ihre durch Weiss gedämpfte Buntheit und die kalte Helligkeit. Oliver Krähenbühl nimmt bewusst das kalte Licht der Mattscheibe, das Licht der elektronischen Medien auf, das ebenso zu seinem Alltag gehört wie reale Landschaftseindrücke. Die Schichten, die hier übereinanderliegen, sind wie Überblendungen aus Videofilmen, Abläufen, wo das verschwindende Bild noch nachklingt und das kommenden noch nicht ganz entstanden ist. Es gelingt Oliver Krähenbühl, dieses Vibrieren der Dinge zwischen zwei Zuständen festzuhalten, etwas, das nur auf der stillstehenden Fläche möglich ist. Erst durch den Stillstand wird das Vibrieren wahrnehmbar... Die Dinge selber scheinen ebenfalls in vibrierenden Doppeldeutigkeit auf: als reduzierte Kopfformen, die auf dem Kopf stehen und so zum Gefäss werden. Die kernartigen Einschüsse machen sie zu Zellen, Grundsubstanzen, von denen aus Leben entwickelbar wird, die markanten Löcher evozieren aber auch Öffnungen wie Augen, Nasen, Sinnesorgane in Totenköpfen. Etwas makaber Witziges in diesem Bild». (lac)
Bild Legende:
Lockgesang (2010)
Technik: Öl auf Baumwolle
Masse: 105 x 150 cm
Standort: 1. OG Pion 7

Dieses in klassischer Ölmalerei ausgeführte Bild stellt ein kritischer Kommentar zur aktuellen Medienentwicklung dar. Heutzutage werden hauptsächlich elektronische Bilder generiert und über Web oder Apps verbreitet. Programme wie Facebook, Instagram u.a. ermöglichen einer breiten Masse ihre Bilder sofort publik zu machen. Nicht selten stellen die User damit auch ihr Privatleben der Öffentlichkeit aus. Krähenbühl reflektiert in «Lockgesang» diese Veränderungen und bezieht sich dabei auf Ernst Rebell, der in «Druckgrafik» (Reclam 2009) schreibt: «Alte Polaritäten von öffentlich und privat, produktiv und rezeptiv, professionell und laienhaft werden unter elektronischen Vorzeichen mehr und mehr zum Verschwinden gebracht.» Was Krähenbühl als Künstler beschäftigt, ist «dieser ununterbrochene Stream von Bildinformation, der unsere Idee von der Welt und uns selbst bildet. Im Stakkato der Bildinformationen bleibt keine Zeit, damit sich ein Bild vertieft setzen kann, bereits wird das letzte Bild durch das nächste überlagert. Es bleiben Fragmente von Eindrücken, dazwischen leere ausgebrannte Stellen, weisse Flecken auf der Karte unseres Bildes der Welt. Ich entwickle die Bilder ähnlich wie ein Plastiker, der Ton oder Gips wegnimmt und hinzufügt und wieder wegnimmt. Das Auftragen von Farbe und das Abwaschen von Farbe sind zentrale Elemente des prozesshaften Arbeitens.» Krähenbühl kondensiert in diesem traditionell gemalten Bild sozusagen die elektronische Bilderflut, die nichts anderes als eine verlockende Zerstreuung darstellt. (lac)

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