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Mario Sala

*1965 / Tätigkeitsbereiche: Malerei, Konzeptkunst, Zeichnung, Objektkunst, Land Art

Nach dem Vorkurs und der Ausbildung zum Grafiker studierte Mario Sala von 1989 bis 1993 Bildende Kunst an der Hochschule für Gestaltung Zürich. Sein künstlerisches Schaffen ist technisch vielfältig und inhaltlich komplex. Sala ist ein multimedialer Künstler, dessen Ausdrucksformen von klassischer Malerei und Zeichnung, über Fotografie und Video sowie Objekt und Installationen bis zu Webkunst reicht. Die Kombination von Medien und Wirklichkeitsebenen ist ein herausragendes Merkmal seiner künstlerischen Vorgehensweise. Er bespielt gerne Orte, die er um fiktive Räume erweitert und mit einem imaginären Alter Ego erkundet. 1997 erfand er während seines Kairo-Aufenthalts die Figur des «Drifters». Vier Jahre später nahm der Künstler das Publikum des Kunstmuseums Winterthur mit auf eine Reise durch die «Schwimmkanäle für Innenräume» (so der Ausstellungstitel) und 2008 verwandelte er das Museum im Bellpark in Kriens in ein vielschichtiges «Gästezimmer», wo man sich als Besucher zwischen Wirklichkeit und Fiktion bewegte, oder vielmehr «switchte» – vergleichbar mit dem Zappen zwischen TV-Kanälen oder dem gleichzeitigen Aufenthalt auf mehreren Internetseiten. Der Gedanke des Abschweifens und Abtauchens zieht sich wie ein roter Faden durch Salas gesamten Œuvre. 2009 inszeniert er im Kunstmuseum Solothurn «Die Haltlosigkeit des Raumpflegers Antonio Gracia Alberto». Für seinen Plot nutzte Sala nicht nur die Ausstellungssäle, sondern ebenso Erschliessungsräume wie Foyer und Treppenhaus – und implementierte Installationen und Planzeichnungen als «Extensions». Mit seiner Bodenarbeit «Trigger», die er 2015 im Rahmen der Biennale Skulpturensymposium Weiertal zeigte, bezog er sich explizit auf die Game-Kultur, denn Trigger bedeutet in der virtuellen Realität ein Skriptereignis, d.h. der Spieler betritt im Computerspiel einen neuen Raum. Vor einigen Jahren hat Sala mit Anthony Cells ein zweites, virtuelles Alter Ego geschaffen, unter dessen Namen er im Internet auftritt: «Anthony Cells» nimmt nicht nur Bezug auf den heiligen Antonius, der als Eremit in der Wüste allerlei Versuchungen ausgesetzt war, sondern ebenso auf die Verhältnisse am internationalen Kunstmarkt, wo es oft mehr um den monetären als den intellektuellen Wert von Kunst geht. (lac)

Werk(e) im Superblock

Bild Legende:
Interieurmalerei (1995)
Technik: Öl und Dispersion auf Hartfaser
Masse: 100 x 150 cm
Standort: EG Pion 11/13

Der Begriff «Interieur» beschreibt in der Kunstwissenschaft die Darstellung eines architektonischen Innenraumes. Dieses Bild besitzt wie viele seiner Arbeiten eine versteckte Ironie, denn es erinnert an den Blick durch Gardinen, was bedeuten würde, dass dem Betrachter der Einblick in das Interieur verwehrt wäre. Formal verwandt mit der abstrakten Farbfeldmalerei von Mark Rothko und Jasper Johns, befindet sich das Bild auf der Kippe zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Im Grunde überlässt Sala dem Betrachter, darin zu sehen, was er will. Salas Äusserungen dazu: «Ein texturiertes, wandteppichartiges Bildobjekt, das ein Interieur in zarten Tönen andeutet (eine Garderobe in der Mittelachse), aber durch die grosse Felderteilung gleichzeitig ins Landschaftliche kippt». (lac)
Bild Legende:
Badende (2000)
Technik: Öl Mischtechnik
Masse: 100 x 100 cm 
Standort: 4. OG Pion 7

Dieses rätselhafte Bild entstand kurz vor der Ausstellung «Schwimmkanäle für Innenräume» im Kunstmuseum Winterthur, bei der Sala eine Serie übermalter Fotocollagen zeigte. Die Darstellung von «Badenden» gehört in das klassische Motivrepertoire der europäischen Kunstgeschichte und bezeugt die uralte Sehnsucht des Menschen nach dem Paradies und der Einheit mit der Natur. Sala zeigt die Badenden jedoch nicht in grüner Umgebung, sondern in einer profanen Badeanstalt. Am ehesten erinnert Salas Bild an das berühmte «Jungbrunnen»-Gemälde des Renaissance-Künstlers Lucas Cranach d. Ä., wo sich allerlei Nudität herumtummelt. Die weiblichen Bildfiguren in Salas Bild posieren am Rande des Schwimmbeckens wie bei einem Schönheitswettbewerb oder einem Fotoshooting. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es sich um Pin-up-Girls handelt, denn warum sonst malt Sala auf dem Vordach der Umkleideräumen Pin-Apples. Der Künstler hat sich hier ein Wortspiel erlaubt. In Anbetracht der verlockenden Früchte und der halbnackten Damen ist der Gedanke an Eva und den biblischen Sündenfall nicht mehr weit. Der Künstler spricht zwar von bläulichen Gasflammen, doch spricht der Volksmund schon vom «Ananasbild». Sala: «Das traditionelle Badende-Motiv ist in piranesieske Hallen im Inneren eines Bürogebäudes gesetzt. Die Badenden stört das Verlassen der Landschaft nicht. Sie feiern ausgedehnte Feste am Pool mit bläulichen Gasflammen über den Kabinen». (lac)
Bild Legende:

Sunscape (2012)
Technik: Autolack, Öl, Epoxyd auf Aluminium, 8-teilig
Masse: 266 x 490 cm
Standort: EG Pion 7

Seit September 2015 flutet das halbrunde, spiegelglatte Bild die Eingangshalle des Superblocks mit warmen Rottönen, als ob die Sonne auf¬ bzw. unterginge. Der schmale, wellenförmige Rand in sphärischem Hellblau und der im selben kühlen Farbton gehaltene Horizontalstreifen innerhalb des Bildes sorgen für einen farblichen Ausgleich und verleihen dem Werk optische Leichtigkeit. Beim Anblick von «Sunscape» wähnt man sich durch ein Teleskop zu schauen – das Bild erinnert nicht nur an das Gestirn, sondern ebenso an den vom Abendrot eingefärbten Himmel, der die Gedanken schweifen und die Seele baumeln lässt.
Das Werk, das wie massgeschneidert auf die Betonwand neben dem Empfang passt, wurde 2012 vom Künstler geschaffen und verblieb in seinem Tössemer Atelier, bis eine Delegation der städtischen Kunstkommission sich auf Ateliertour begab, um ein passendes Kunstwerk für den prominenten Standort im Superblock zu finden. «Sunscape» besteht aus sieben Aluminiumblechen, die mit Autolack beschichtet sind. In der Kreismitte über der Sockelleiste befindet sich ein rätselhafter schwarzer Halbkreis, der auf eine unbekannte Dimension verweist. Das Werk ist Teil einer Serie von hauptsächlich runden Bildern. Mit dem aussergewöhnlichen Format spielt der Künstler auf die Form der Kameralinse an, die den Besuchern seiner Webseite einen (gefilmten) Blick in sein Atelier gestattet.
Mario Sala charakterisiert «Sunscape» wie folgt: «Eine Sonne, die nie untergeht. Die Werkbewegung verläuft nicht nach unten oder oben, sondern in die Tiefe –  wobei sich die BetrachterIn spiegelt und vor der grossen Wand stehend direkt in die Landschaft einbezogen wird». (lac)

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