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Marcel Gähler

*1969

Marcelgaehler.ch,

Marcel Gähler absolvierte in Zürich, seinem Geburtsort, eine kaufmännische Banklehre, bevor er sich 1990/91 an der Schule für Gestaltung den Vorkurs besuchte und dort anschliessend eine Ausbildung als Zeichenlehrer absolvierte. Seit 2001 lebt er in Winterthur. Ein Jahr später bezog er sein erstes Atelier in einer der leerstehenden Hallen im Sulzer-Areal. Später verlegte er sein Atelier in das Haus, wo er noch heute mit seiner Familie wohnt. Seit 1999 durfte Gähler mehrere wichtige Auszeichnungen wie Kunst- und Werkbeiträge des Kantons Zürich, den Förderpreis der Stadt Winterthur, den Carl Heinrich-Ernst-Kunstpreis, den Anerkennungsbeitrag der UBS Kulturstiftung usw. entgegennehmen. Gähler gehört zu den wenigen Winterthurer Kunstschaffenden mit internationaler Galerievertretung. Aktuell befindet er sich im Programm der Galerie Römerapotheke in Zürich, der Galerie Krethlow in Bern und der Galerie Aeroplastics in Brüssel. Auch in namhaften Institutionen wie 2010 im Museum Gertsch in Burgdorf, 2014 im Kunstmuseum Bern (@PROGR – Schaufenster zur Gegenwart) und 2016 im Robbi Museum in Sils-Maria stellte Gähler bereits aus. Von den Publikationen ist vor allem das 2012 im Verlag Patrick Frey Zürich erschienene Künstlerbuch «Nie ist die Nacht so dunkel wie in der Kindheit» hervorzuheben. Neben 41 Zeichnungen, die in Originalgrösse abgebildet sind, enthält das Buch einen literarischen Text des Winterthurer Schriftstellers Peter Stamm.

Ausgangspunkt für Gählers zeichnerisches wie auch malerisches Werk sind fotografische Vorlagen; zuerst gefundene, dann eigene. 2008 erklärte der Künstler in einem Interview mit Stefanie Kaspar vom Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft: «Die ersten Fotos, die ich gemalt habe, waren Unterwasserportraits von mir und meiner Frau.» Das war kurz vor der Jahrtausendwende. Danach schuf Gähler während knapp zehn Jahren nur noch menschenleere, düstere Bilder von verlassenen, im nächtlichen Dunkel versinken Gegenden. 2008 kehrte die Figur zurück in seine Bilder. Damals begann er, abfotografierte Ferienfotos zeichnerisch umzusetzen. (lac)

Werk(e) im Superblock

Bild Legende:

ohne Titel (2006)
Technik: Aquarell
Masse: 174 x 225 cm
Standort: 1. OG Pion 7

Gähler begann seine künstlerische Karriere mit Kleinstformaten (6 x 9 cm). Diese Miniaturzeichnungen, meist Nachtbilder, entstanden nach eigenen Aufnahmen, die er auf seinen Streifzügen durchs Quartier machte. «Der Künstler geht bevorzugt bei schlechtem Wetter abends auf seine Streifzüge, wenn niemand sonst unterwegs ist und wenn alle Blitzlichtaufnahmen die Qualität von Tatortbildern aufnehmen. Seine schräg ins Dickicht fotografierten Büsche wirken wie der Blickes einen Täter auf der Flucht», erklärte die Kunsthistorikerin Kathleen Bühler 2015 in ihrer Laudatio anlässlich der Verleihung des Kunstpreises Zollikon. Weiter führte sie aus: «Schon mit diesen frühen Werken sehen wir, dass Marcel Gähler nicht einfach Realität abbildet, sondern die Realität befragt: Was sehen wir üblicherweise? Was verdrängen wir? (…) Gählers Zeichnungen und Aquarelle sind ausgesprochen filmische Bilder. Die formalen perspektivischen Verzerrungen und grellen Lichterscheinungen erinnern an Film und Fernsehen.» Dieses titellose Aquarell gehört zu den grossen, raumprägenden Arbeiten, die eine unheimliche Präsenz besitzen. Der vollkommen mit wucherndem Gestrüpp ausgefüllte Bildschnitt erlaubt keinen Blick in die Tiefe. Einzelne horizontale, parallel verlaufende Linien lassen eine Pergola oder Tomatenhaus in Hintergrund vermuten. Oder zeigt das Bild einen verwahrlosten Schrebergarten? Vieles liegt hier im Verborgenen. Ebenfalls ein grosses Aquarell (78 x 93 cm) ist das 2012 im Auftrag der Stadt Winterthur ausgeführte Porträt des früheren Stadtpräsidenten Ernst Wohlwend. (lac)

Bild Legende:
ohne Titel (0_2008_03) (2008)
Technik: Öl auf Leinwand
Masse: 22 x 26 cm
Standort: EG Pion 11/13

Zu Gählers Einzelausstellung im Kunstmuseum Bern@PROGR erschien eine Begleitpublikation. Der Beitrag von Matthias Frehner trägt den Titel «Von einer Idee getrieben – Marcel Gählers vertieftes Sehen» und beinhaltet folgende Zeilen: «Gähler begibt sich mit der Kamera immer in die grösstmögliche Distanz zu seinem Motiv, nicht räumlich, sondern inhaltlich. Er fotografiert durch ein Gebüsch, wählt einen Ausschnitt, der eine verschneite Verandatreppe unbegehbar macht, einen Wohnblock zur Geisterfassade entmaterialisiert. Die Übertragung der Fotos in Malerei entzieht dem realistischen Bild die Gewissheit, dass das, was man sieht, keine Täuschung sei. Seine Bilder sind wie dünnes Eis. Wer sie zu verstehen sucht, bricht ein in das lauernde Fremde hinter dem Alltäglich-Langweiligen.» (lac)
Bild Legende:

ohne Titel (0_2008_03) (2008)
Technik: Öl auf Leinwand
Masse: 22 x 26 cm
Standort: EG Pion 11/13

Wie das vorangehende Kleinformat ist auch dieses in Öl gemalt. Beide Werke wirken wie zufällige, ungewollte Aufnahmen. Gählers stimmungsgeladene Bilder sind in einem fotorealistischen Stil gemalt, der die Unschärfe als dramaturgisches Element einsetzt. Sowohl seine minuziösen Zeichnungen wie auch seine handwerklich ausgefeilten Ölgemälde entstehen nicht in einem spontanen Schaffensakt, sondern erfordern ein langsames, geduldiges Arbeiten. Die beiden vorliegenden Ölgemälde bilden ein gegensätzliches Paar in Bezug auf die Tageszeit. Im Tagbild lässt sich grüne und verdorrte Vegetation unterscheiden, während beim Nachtbild alles in einen monochromen Sepia-Ton getaucht ist. Wie oft in Gählers Bildern scheint auch hier die wildwüchsige Natur Terrain zurückzuerobern. (lac)

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