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Christian Schwager

*1966 / Tätigkeitsbereiche: Fotografie, Film, Installation

http://www.christianschwager.ch/ / info@christianschwager.ch

Von 1992 bis 1999 absolvierte Christian Schwager eine Ausbildung zum Fotografen an der Freien Fotografieschule Zürich (GAF 16) sowie ein Studium im Studienbereich Fotografie an der Zürcher Hochschule der Künste (heute ZHdK). 

2004 veröffentlichte Christian Schwager sein Photobuch «Falsche Chalets» (Edition Patrick Frey Zürich), im selben Jahr fand seine vielbeachtete Einzelausstellung unter demselben Titel im Museum für Gestaltung Zürich statt. «Falsche Chalets» ist eine Fotoserie von scheinbar idyllischen Ferienhütten und Chalets, die in Wahrheit getarnte Bunker sind. Rein aus ästhetischen Gründen wurden die falschen Chalets ihrer Umgebung angepasst. «Falsche Chalets» wurde begeistert von der internationalen Presse aufgenommen und Schwager fest in der internationalen Fotografenszene verankert. Den Chalets folgten weitere dokumentarische Bildserien wie zum Beispiel «My lovely Bosnia» mit Landschaftsfotografien aus Bosnien. Es sind scheinbar friedliche und idyllische Landschaften in Bosnien, die Schwager für diese Serie fotografiert hat, doch in Wahrheit sind in deren Böden noch immer Minen versteckt oder getötete Kriegsbeteiligte begraben. Schwagers Aussage «Das, was man sieht, ist nicht das, was es ist», kann also gut als Oberbegriff für seine dokumentarische Fotografie stehen. 

Neben seinen Fotodokumentationen zieht Schwagers Werk weitere Kreise und er verlässt mit einzelnen neuen Werkserien den gegenständlichen und dokumentarischen Rahmen – Collagen, Filme aber auch Fotoexperimente im abstrakten Bereich spielen eine immer grössere Rolle in seinem künstlerischen Schaffen. In einer aktuellen Werkserie, die Schwager anlässlich der Dezemberausstellung 2015 im Kunstmuseum Winterthur gezeigt hat, liess er Sonnenlicht direkt durch ein geöffnetes Objektiv auf einen Fotofilm treffen. Das Licht hinterliess abstrakte Lichtspuren auf dem Film, brannte ihm sogar Löcher ein.  

In letzter Zeit arbeitet Christian Schwager ebenfalls rein installativ. Anlässlich der Jubiläumsausstellung der Künstlergruppe Winterthur in der Halle 1020 im Sulzerareal liess Schwager ein 2 m tiefes Loch in den Hallenboden bohren und verliess damit den Bereich der Fotografie in Richtung raumgreifende Kunst. (kb)

Werk(e) im Superblock

Appenzeller Hügel (2012)
Fotografie Masse: 30 x 40 cm
Standort: EG Pion 7

Die Fotografien der «Appenzeller Hügel» sind Teil einer umfassenden Werkserie, die dokumentarisch die Appenzeller Landschaft erfasst. Schwagers Werk steht hier in einem engen Bezug zu der dezidiert dokumentarischen Fotografie von Bernd und Hilla Becher, die durch ihre seriellen Aufnahmen von Industriedenkmälern in der 1970er Jahren die Düsseldorfer Fotoschule begründeten. Das systematische Sammeln und Archivieren einzelner Motive, in diesem Fall der Appenzeller Hügel, zeichnet sich durch eine gewisse Nüchternheit und Distanz aus und unterscheidet sich mit ihrer objektivierenden Sichtweise klar von einer künstlichen und narrativen Bildsprache. Dahinter steht die Idee, durch die Reihung vieler vergleichbarer Bilder, neue und umfassende Beobachtungen zu ermöglichen und einen Brückenschlag zwischen Kunst und Archiv zu machen. (kb)

o. T. Tschutti-Bildli (2014)
Technik: Collagen
Masse: 50 x 40 cm
Standort: EG, Pion 7

Was passiert, wenn man Paninibilder zerschneidet und die abgebildeten Gesichter neu zusammensetzt? Es entstehen merkwürdige fiktive Gesichter, beinahe Fratzen. Und doch beginnt man unweigerlich, wenn man vor dieser Serie von Collagen steht, nach bekannten Gesichtern oder vertrauten Gesichtszügen zu suchen. Schwagers «Tschuttibildli»-Collagen spielen bewusst mit dem Starkult von internationalen Fussballgrössen, aber auch mit dem Sammelwahn der Panini-Bilder, der jeweils regelmässig vor den Fussballwelt - bzw. Europameisterschaften einsetzt.
Panini-Bilder stellen eine serielle Abfolge von Porträtfotografien dar. Sie sollen möglichst realitätsnah und dokumentarisch Fussballstars abbilden. Schwager führt diese Idee durch das Zerschneiden und Neu-Zusammenfügen der Fotos ad absurdum. Viele Fragen hinsichtlich der persönlichen Identität werden aufgeworfen: Inwiefern bildet eine Porträtfotografie den Abgebildeten wirklich ab? Was möchte der Fotografierte ausdrücken und vermitteln? Welches Bild machen wir uns letztendlich vom Fotografierten? Welche Rolle spielt das Wissen um seinen Starkult? Welche Rolle spielt die Zuordnung durch das Trikot? Welche Rolle spielt die Nationalität? Die Hautfarbe? Und die wahrscheinlich alles entscheidende Frage: Erfahren wir von einem richtigen Panini-Bild wirklich mehr über einen Spieler als von Schwagers Collagen? (kb)
Schwager greift letztendlich nur unser ständiges Spiel mit Masken und Identitäten auf und treibt es auf die Spitze. Dabei legt er die Mechanismen dieses Spieles teilweise offen und führt uns (spielerisch) dazu, diese zu hinterfragen.

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