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Bignia Wehrli

*1979 / Tätigkeitsbereiche: Fotografie, Video, Aktionen, Installationen

www.bigniawehrli.de , bignia@gmail.com

Während ihres Studiums an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden von 2000 bis 2005 verbrachte Bignia Wehrli ein Erasmus-Semester an der Ecole des Beaux Arts in Paris. Anschliessend setzte sie ihr Studium für weitere zwei Jahre an der China Academy of Art in Hangzhou fort, bevor sie von 2007 bis 2009 als Meisterschülerin bei Monika Brandmeier, ebenfalls an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, ihr Studium abschloss. Seitdem ist Bignia Wehrli als freischaffende Künstlerin mit einer regen Ausstellungsteilnahme in der Schweiz sowie im Ausland tätig. 

In ihrer künstlerischen Praxis sucht Bignia Wehrli nach neuen Methoden, um flüchtige Spuren aufzuzeichnen und nutzt dafür die Medien Fotografie, Video als auch Installationen. Sie selbst beschreibt die Spurensuche bzw. Spurenaufzeichnung als «Transformation geografischer Distanzen. So wird die Spur eines Weges zum Buchstaben eines neuen Alphabetes kodiert, eine Wanderung zu einem tragbaren Kleid verstrickt, die Distanz zwischen zwei Orten in einen Ton einer musikalischen Komposition transferiert».

Mit ihren Arbeiten hinterfragt Wehrli unsere gängigen Wahrnehmungsmuster. Sei es mit einer «Horizontmaschine» oder mit einer «Scherenbrille», die für die Brillenträgerin die Horizontlinie präzise abtrennt und das Sichtfeld in sichtbar/unsichtbar einteilt, stets manipuliert sie subtil die Optik bzw. unsere Sichtweise auf die Dinge. Ihr Thema ist das Sichtbarmachen des Unsichtbaren, zum Beispiel fotografiert sie den Blick in einen Bleistiftanspitzer, dessen Bleistiftreste direkt Assoziationen mit dem Universum hervorrufen – «der Big Bang im Anspitzer» – oder sie realisiert eine Videoarbeit, die zeigt, wie die Künstlerin im Dunkeln einen Hang hinaufklettert. An ihren Fesseln sind zwei Lichtquellen befestigt - das Video fängt rein diese zwei langsam tastenden, umherirrenden Lichtpunkte ein. Bei Wehrlis Arbeiten handelt es sich letztendlich um poetische Experimente. Die Künstlerin versucht Spuren aufzuzeichnen, sie festzuhalten und sie in eine neue Bildsprache zu übersetzen. Seit 2006 arbeitet Wehrli ebenfalls an ihrem Langzeitprojekt «Imagination Transfers». Die Spielregeln dieser Arbeit sind folgende: Jemand stellt sich ein Bild vor und beschreibt es mit Worten. Eine andere Person bekommt die Beschreibung zugesandt und übersetzt sie in ein real existierendes Kunstwerk, welches an den Auftraggeber zurückgeht. So initiiert Bignia Wehrli einen fortlaufenden Austausch von Imaginationen zwischen Europa und China und leitet unwahrscheinliche Begegnungen zwischen Künstlern und Passanten zweier Kontinente in die Wege. (kb)

Werk(e) im Superblock

Sternenschrift (2012)
3 Prints 167 x 111 cm (Auflage 5 und 2 AP)
Pigmentdruck auf Hahnemühle Papier

1 Objekt (Sternenstift) : Holz, Aluminium, Satellitenschüssel
Standort: EG, Pion 7

Die Installation besteht aus einem «Sternenstift» sowie drei grossen Fotografien, die das Resultat der Aufzeichnungen des «Sternenstiftes» darstellen. Bignia Wehrli erklärt ihre Installation und die Benützung des «Sternenstiftes» folgendermassen:

«Jedes Jahr zwischen Juni und August ist mein Vater in Sternenberg mit dem Heuen beschäftigt: Er mäht die Wiesen, zettet das Gras, recht es zusammen und fährt die Heufuhren mit dem Ladewagen in die Scheune. Dabei berührt er beinahe jeden Quadratmeter seines Landes. Im Sommer 2012 zeichnete ein GPS Gerät sieben seiner Tageswege von morgens bis abends auf. Mit einem Fotoapparat und dem speziell dafür entwickelten Sternenstift schrieb ich die vergangenen Wegspuren im Winter 2014 mit dem Licht eines Sternes nach. Das Instrument Sternenstift ermöglicht es, mit dem Licht eines Sternes zu zeichnen. Dafür wird ein zum Himmel gerichteter Fotoapparat mit einem zur Erde zeigenden Stift verbunden. Der mit der Hand geführte Stift steuert die Fotokamera und bewegt dadurch den Stern in ihrem Fokus. Durch die Langzeitbelichtung zeichnen sich die Spuren des Sterns auf dem Fotonegativ ab.»

Mit dem «Sternenstift» fährt Bignia Wehrli also auf einer Karte, die sie in die Wölbung einer Satellitenschüssel gelegt hat, die Wege ihres Vaters nach. Eine Kamera ist direkt mit dem Stift verbunden und die Kamerabewegungen entsprechen direkt den Bewegungen des Stiftes. Somit werden die zurückgelegten Wege bzw. Spuren des Vaters mithilfe des Sternenlichts nachgezeichnet. Eine landwirtschaftliche Tätigkeit mithilfe von Sternenlicht zu dokumentieren, stellt freilich eine äusserst poetische Form der Archivierung dar. (kb)

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