Bendicht Fivian
*1940 - 2019 / Malerei, Zeichnung, Installation, kinetische Konstruktionen und Kunst am Bau
Nach dem Lehrerseminar und vierjähriger Anstellung als Dorfschullehrer liess sich Bendicht Fivan von 1964 bis 1968 an der Kunstgewerbeschule Bern zum Zeichenlehrer ausbilden. Direkt im Anschluss daran unterrichtete er während zwei Jahren an der F+F Schule für experimentelle Gestaltung in Zürich und 1971/72 war er Assistent für Gestaltung an der Architektur-Abteilung der ETH Zürich. In den sechziger Jahren zählte Fivian zu den tonangebenden Berner Künstlern. Als Vertreter der Pop Art schuf er Bildkästen mit übereinandergeschichteten, siebbedruckten Nylonstoffen, welche Idole aus Film, Politik und Musik-Business als flimmernde Mega-Porträts wiedergaben. Unter dem Einfluss der 68er-Bewegung hinterfragte Fivian sein künstlerisches Tun und zerstörte einen Grossteil seines Frühwerkes. Mit dem Umzug nach Winterthur im Jahr 1975 wagte der Künstler einen Neuanfang in Richtung kühl-sachlicher Malerei, um die Trostlosigkeit unspektakulärer Unorte und nebensächliche Zufälligkeiten, sozusagen die Beiläufigkeiten des Lebens, festzuhalten: Bunker, Kiesgruben, einsame Strassenabschnitte, Abfalldeponien, morbides Unterholz und andere Ödheiten, die als Sinnbilder unergründlicher Melancholie gedeutet werden können.
Im Jahr 2007 präsentierten die oxyd Kunsträume in Wülflingen eine von Tina Grütter kuratierte Retrospektive, in welcher auch Werke aus den achtziger Jahren zu sehen waren, u.a. die grossformatigen Porträts von Aleks Weber und seiner Freundin Gabi S., den Protagonisten der sog. Winterthurer Ereignisse, die später in Erich Schmids Buch «Tod und Verhör» in Winterthur aufgerollt wurden.
Fivian malt seine Bilder sur-le-motif. Die lockere Pinselschrift und die farbig grundierten Leinwände sind typisch für seine Maltechnik und beeinflussen die beinahe greifbare Stimmung in den Bildern, die oft zur Stille oder gar zum Stillstand tendiert. Während seines Berliner Atelierstipendiums vom September 2011 bis Februar 2012 schuf er eine Reihe von Aquarellen und Zeichnungen, die ein Jahr später im Rahmen einer monografischen Ausstellung im Kunstmuseum Winterthur präsentiert wurden. (lac)