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Tafel für Tafel

Zwischen Dättnau und Wülflingen liegt eine einzigartige Kulturlandschaft. Beinahe hinter jedem Baum und jedem Stein steckt eine faszinierende Geschichte. Einige dieser Geschichten werden auf dem Naturweg Dättnau-Wülflingen erzählt. Halten Sie kurz inne, um Vergleiche zu ziehen zwischen den historischen Fotografien auf den Tafeln und der aktuellen Form und Nutzung der Landschaft. Auf den Tafeln finden Sie auch wichtige Informationen zu den Tier- und Pflanzenarten, die sich durch die Veränderungen der Landschaft im Dättnauer Tal angesiedelt haben.

Routenplan Naturweg Dättnau-Wülflingen
Typ Titel Grösse
Ausflugkarte Naturweg Dättnau Wülflingen 1.3 MB

Tafel 1: Von Pünten und Bächen

Noch bis ins Jahr 2005haben bei dieser Tafel Püntiker ihre idyllischen kleinen Reiche gepflegt und sich um den Aufwuchs von Gurken, Tomaten und Kürbissen gekümmert. Der Dättnauerbach floss unter den Pünten hindurch. 2006 wurde der Dättnauerbach ausgedolt und in ein neu gestaltetes Bachbett verlegt. Hier durchquert nun eine Furt den Bach, welche die Möglichkeit bietet, das Leben im Bach bequem unter die Lupe zu nehmen. Die im Dättnauer Bach vorkommenden Bewohner geben verschiedene Hinweise bezüglich der Gewässerqualität.

Tafel 2: Lassen wir den Wald darüber wachsen

Bei dieser Tafel befand sich in den 1960er-Jahren der sogenannte Rollgraben der Ziegelei Keller. Der abgebaute Lehm wurde über das schnurgerade verlaufende Schienensystem in die Fabrik gerollt und dort zu Backsteinen und Ziegeln verarbeitet. Der Lehmabbau veränderte die Ausgestaltung der Landschaft stark. Obwohl die Lehmgrube nach dem Abbau mit Material aufgefüllt wurde, ist die topographische Veränderung der Landschaft auch heute noch sichtbar. Anhand von Pflanzen, die für bestimmte Besiedlungsphasen charakteristisch sind, wird die Entwicklung der Vegetation in der unmittelbaren Umgebung aufgezeigt.

Tafel 3: Von Insel zu Insel - ohne Fähre

Bis in die 40er-Jahre des 20. Jahrhunderts lebten im beschaulichen Bauerndorf Dättnau rund 70 Personen. Die Überbauung des Tals begann 1942 mit dem Bau der Arbeiterwohnungen durch die Firma Rieter, wodurch die Einwohnerzahl schlagartig anstieg. Die Bautätigkeit hält bis heute an. Im Jahr 2013 wohnten bereits über 3000 Personen im Dättnau. Am Beispiel des Igels wird deutlich, dass Tier- und Pflanzenarten langfristig nur in ausreichend grossen Populationen überleben können und dafür eine minimale Grösse und Vernetzung von Lebensraum benötigen.

Tafel 4: Versunken im Lehm

Dieses Bild wurde nicht in einer südamerikanischen Goldmine, sondern im Jahr 1963 in der Dättnauer Lehmgrube aufgenommen. Bis 1988 baute dort die Ziegelei Keller Lehm ab, um Ziegel und Backsteine zu produzieren. Ab 1947 wurden die ausgebeuteten Lehmgruben mit Kehricht sowie Sperrgut aufgefüllt und mit kulturfähigem Boden überdeckt. Die Lehmschicht im Dättnau war an einigen Stellen über 10 Meter dick. Beim Lehmabbau kamen immer wieder Reste von bis zu Jahrtausende alte Baumstämmen zum Vorschein. Anhand des gut erhaltenen Holzes konnte man rekonstruieren, wie das grosse Lehmvorkommen und die Landschaft entstanden war.

Tafel 5: Ödlandschaft wird zu Naturschutzgebiet

Naturschutzgebiete stellt man sich häufig als historisch gewachsene, besondere Kleinode inmitten einer intakten Natur vor. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, geht es auch anders herum: Mit dem bewussten Ziel, ein Naturschutzgebiet zu gestalten, legte die Stadtgärtnerei Winterthur im Dättnauer Tal Anfang der 1990er-Jahre mehrere Weiher an. Der Plan ging auf. Das Gebiet gehört inzwischen zum Inventar der Amphibien-Laichgebiete von nationaler Bedeutung. Auch beherbergen die Weiher der Lehmgrube Dättnau und ihre Ufer 25 Libellen-Arten, das ist rund ein Drittel aller in der Schweiz heimischen Arten.

Tafel 6: Der See von Winterthur

1774 hätte man bei dieser Tafel auf einen «grossen Weyer» oder einen ausgewachsenen Kleinsee in der Grösse des Chatzensees bei Zürich hinunter geschaut. Das gesamte Dättnauer Tal war ursprünglich ein ausgedehntes Feuchtgebiet. Bezeichnungen wie «Weiertal», «Weier» und «Hinter Weier» erinnern auch heute noch an die ursprüngliche Landschaft. Mit Wassergräben, und später mit Sickerleitungen oder Drainagen, wurde das Tal seit Beginn des 19. Jahrhunderts nach und nach trockengelegt und damit für die Landwirtschaft nutzbar gemacht. Nur die Hänge mit Wiesen und Waldrändern gleichen noch der Situation vor rund 250 Jahren. Der naturnahe Waldrand bietet mit seiner dichten Vegetation dynamische Lebensräume und vielfältige Kontaktzonen für zahlreiche Tiere, die sich für die Nahrungssuche auch vom Waldrand wegbewegen.

Tafel 7: Blauer Tänzer in der Magerwiese

Anfang des 20. Jahrhunderts hing die landwirtschaftliche Produktion wesentlich von der menschlichen Arbeitskraft und den verfügbaren Arbeitstieren ab. 20 Prozent der Bevölkerung arbeiteten in der Landwirtschaft. Heute sind es nur noch zwei Prozent. Traktoren und andere landwirtschaftliche Maschinen ersetzen Arbeitskräfte, Pferde und Ochsen. Dadurch können von einer Person schneller grössere Flächen bewirtschaftet werden. Die einheitliche und intensive Bewirtschaftung führte dazu, dass die vielfältige Nutzung, die wesentlich zur Artenvielfalt beiträgt, auf kleinem Raum verloren ging. Es ist ein Glücksfall, dass die Wiese am Hoh-Wülflingen – mit 3,5 Hektaren die grösste der Gemeinde Winterthur – erhalten geblieben ist. Der Blumenreichtum dieser Wiese bietet vielen Schmetterlingsarten eine reiche Nektarquelle, so auch dem seltenen Himmelblauen Bläuling.

Tafel 8: Weinanbau im Dättnauer Tal

Das Riegelhaus linker Hand beim Dorfeingang von Neuburg ist eine ehemalige Trotte, in der bis Ende des 19. Jahrhunderts Wein gekeltert wurde. Noch 1880 war Neuburg vom Weinbau geprägt. Gut 10 Hektaren Reben wuchsen am Südhang von Hoh-Wülflingen. Das Auftreten von Rebkrankheiten ab Mitte des 19. Jahrhunderts läutete den Wandel für das Rebbaudorf Neuburg ein. 1881/82 kam es dann zum Abbruch von zwei Trotten in Neuburg. Heute sind historische Siedlungsstrukturen, wie etwa die Trotte, Zeitzeugen der Entwicklung von Gesellschaft, Landwirtschaft, Industrie und Architektur. So zählt Neuburg zum Inventar der regional geschützten Ortsbilder. Verschiedene Tiere finden in historischen Gebäuden geeignete Lebensräume. So ist auch das «Braune Langohr», eine Fledermausart, den Sommer über oft in zugänglichen Dachräumen in Neuburg anzutreffen.

Tafel 9: Wegbau erfreut Neuntöter

1880 waren Strassen noch hauptsächlich Verkehrsverbindungen zwischen den Ortschaften. Obwohl die Besiedlung seither in diesem Landschaftsausschnitt kaum zugenommen hat und die Bewirtschaftungs-einheiten von Wiesen und Äckern grösser geworden ist, ist das Strassen- und Wegnetz heute viel dichter. Es dient vor allem den schwerer gewordenen modernen Landwirtschaftsmaschinen, die nicht mehr über Wiesen und Felder fahren können. Wege, die in den Hang gebaut werden, hinterlassen steile Böschungen, die nur mühsam von Hand gemäht werden können. Wird nicht mehr gemäht, entstehen mit der Zeit Hecken, in denen völlig unterschiedliche Lebensbedingungen herrschen. Zusammen mit 1‘000 anderen Tierarten ist der «Neuntöter», ein kleiner räuberischer Singvogel, in Hecken beheimatet.

Tafel 10: Bäume als Lebensraum und Landschaftsgestalter

Noch im 19. Jahrhundert dienten Obstbäume vor allem der Selbstversorgung. Gedörrte Apfel- und Birnenschnitze waren als Nahrung unentbehrlich. Ein Grossteil der Früchte gelangte in Mostereien und Schnapsbrennereien. Verschiedene Gründe führten zum Rückgang der Hochstammobstgärten. Ab den 1950er-Jahren kamen in der Schweiz Süssgetränke auf, wodurch der Mostkonsum abnahm. Als Folge der Mechanisierung in der Landwirtschaft wurden für die Bewirtschaftung störende Hecken und Obstbäume häufig gerodet. Zudem förderte der Bundesrat ab 1955 mit Prämien für gefällte Obstbäume den Rückgang der Hochstämmer zusätzlich. Dabei bereichern Obstbäume das Landschaftsbild und bieten beispielsweise dem Grünspecht einen Lebensraum.

Tafel 11: Spuren im Totentäli

1971 fuhren im Totentäli die Bagger auf und hoben Mulden für die heutigen Weiher aus. Auch hier wurden die heute sichtbaren Weiher von Menschenhand geschaffen. Dabei hinterliessen die Maschinen tiefe Spuren im Boden. Mittlerweile sieht man von den Baggerspuren nichts mehr. Dafür findet man im Wald beim genaueren Hinschauen zahlreiche kleine Spuren von Tieren, Pflanzen und Menschen. Auch viele dieser Spuren sind nicht von langer Dauer. Ein Regenschauer, Frost oder menschliche Eingriffe lassen sie wieder verschwinden.

Tafel 12: Flinke Gleisbewohner

1916 herrschte rund um die Gleisanlagen in Wülflingen kiesige Wüste. Schotter und Kies mussten von Unkraut frei gehalten werden, damit Wurzeln nicht die Festigkeit der Gleise beeinträchtigen und hohes Gras nicht die Beinkleider des Personals mit Maschinenfett von den vorbeifahrenden Lokomotiven verschmierte. Trotz der Unkrautbekämpfung entwickelt sich im kiesigen Gleisumland eine so genannte Ruderalvegetation mit Pflanzen, die diesen nährstoffarmen Boden brauchen. Schon damals war das Bahnhofareal wohl auch Lebensraum von Zauneidechsen. Später kam die eingewanderte Mauereidechse hinzu.

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