Die Haselmaus ist, anders als ihr Name vermuten lässt, keine Maus, sondern gehört zu den sogenannten Bilchen. Seit 2013 läuft in Winterthur ein Förderprojekt für das in der Schweiz gefährdete Nagetier. Haselmäuse sind kleine Kletterkünstlerinnen und meist nachts unterwegs – sie zu Gesicht zu bekommen ist ein wahrer Glücksfall.

Auf dem Gemeindegebiet von Winterthur werden in Zusammenarbeit mit dem Natur- und Vogelschutzverein Winterthur Seen schon seit 2013 Lebensräume für die Haselmaus aufgewertet. Da die Haselmaus gerne in dichten Gebüsch-Habitaten vorkommt, wurden im Rahmen des Projektes vor allem Waldränder aufgelichtet, Hecken gepflanzt und Lebensräume vernetzt. Von diesen Aufwertungen profitiert aber nicht nur die Haselmaus. Zahlreiche andere Tiere- und Pflanzenarten fühlen sich in den gut vernetzten, struktur- und artenreichen Lebensräumen wohl. So schafft das Förderprojekt Haselmaus vielfältige Lebensräume und leistet einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität.

Wer ist die Haselmaus?

Als Bilch ist die Haselmaus nahe verwandt mit Siebenschläfer, Gartenschläfer und Baumschläfer. Das kleine Nagetier ernährt sich von Knospen, Beeren, Samen, Insekten, Vogeleiern und Nüssen und gehört somit zu den Allesfressern. Meist ist die Haselmaus nachtaktiv und kommt in artenreichen Gebüschen, Hecken und Waldrändern vor. Sie bevorzugt eher dichte und gut vernetzte Lebensräume, da sie nicht gerne über offenes Land geht. Denn auf der offenen Fläche ist die Gefahr gross, von einem ihrer Feinde, zum Beispiel Rotfuchs, Mauswiesel, Hermelin oder Greifvogel, entdeckt zu werden.

Das Haselmaus-Förderprojekt

In einer ersten Projektphase wurde in Winterthur ein Gebiet von 8 ha für die Haselmaus aufgewertet. Dies geschah durch Anlegen von Kleinstrukturen, Durchforstungen, Pflanzen von Sträuchern und Hecken, Aufhängen von Nistkästen und der Bekämpfung von invasiven Neophyten. So entstand ein Mosaik an geeigneten und artenreichen Lebensräumen für die Haselmaus. Diese biodiversen Waldflächen sind in Winterthur langfristig für die Haselmaus gesichert, denn Stadtgrün Winterthur hat das 8 ha grosse Gebiet als «Haselmausperimeter» in den forstlichen Betriebsplan aufgenommen und garantiert so die Pflege im Sinne der Haselmaus.

In einer weiteren Projektphase wurde das Projektgebiet erweitert und Massnahmen in Seen und in Wülflingen umgesetzt. So wurden wiederum Hecken gepflanzt, Waldränder aufgelichtet, Asthaufen und Tremmelbeigen angelegt sowie Spuren und Nachweise der Haselmaus gesucht.

Die Massnahmen haben von Jahr zu Jahr ihre Wirkung gezeigt. Die Haselmaus wurde über die Jahre immer wieder an verschiedenen Stellen in den Projektgebieten nachgewiesen. So konnten in den neu aufgewerteten Gebieten vermehrt Haselmausspuren nachgewiesen werden. Aber nicht nur die Haselmaus hat von den Aufwertungsmassnahmen profitiert. Nach den Auflichtungen wuchsen im Wald Enziane und Orchideen. Zusätzlich sind in den Projektgebieten vermehrt verschiedene Vögel, Wieselarten, Mausarten, Reptilien und Schmetterlinge gesichtet worden.

Nun soll das Haselmaus-Förderprogramm auf weitere Gemeinden und Gebiete ausgeweitet werden. Dabei ist das Ziel, in Winterthur weitere gebüschreiche Lebensräume zu schaffen und zu vernetzen. Zudem sollen in Zukunft im gesamten bewaldeten Gürtel von Pfungen bis ins Tösstal Fördermassnahmen für die Haselmaus umgesetzt werden.

Auch bei der Bevölkerung von Winterthur trifft das Projekt immer wieder auf grosses Interesse. Zahlreiche Interessierte jeden Alters besuchten Vorträge, Exkursionen, Freiwilligen-Einsätze und Standaktionen. Zudem leisten Schulklassen einen wichtigen Beitrag bei der Suche nach Spuren der kleinen Schläferin oder bastelten Nisthilfen für die Haselmaus.