Kunstankäufe 2019
Statement zum Werk
«Die Reproduktion durch das Medium Fotografie spielt auch in den neuen, explizit für die Ausstellung in der Kunsthalle produzierten Werkgruppen eine entscheidende Rolle. Anders als zuvor, findet Etzensperger seine Motive momentan nicht mehr in (kunst-)historischen oder ethnologischen Abbildungen, sondern in Werbereklamen im städtischen Raum. Für die Serie Abglanz (2019) fotografierte er Models auf Plakatwerbungen in Zürichs Bahnhofstrasse; allerdings tat er dies nachts, mit Teleobjektiv und teilweise durch Fensterscheiben von Läden hindurch, wodurch er zufällige Lichteinfälle, bis zur Unkenntlichkeit verzerrende Spiegelungen oder technikbedingte Störungen ausdrücklich zuliess.» (Text: Joëlle Menzi, Kunsthalle Winterthur, 2019)
www.michaeletzensperger.ch, me@michaeletzensperger.ch
Statement des Künstlers zum Werk
"Ich habe mir eine Kombination aus der Klarheit der dicken Filzstiftstriche und eines insgesamt eher diffusen, unüberschaubaren Gesamteindrucks vorgestellt, bei der Motive und Figuren verschwimmen und neue auftauchen bzw. interpretierbar werden."
http://www.dominikheim.ch; inik@gmx.ch
Statement des Künstlers zum Werk
"Das zweite Werk heisst William Burroughs „Life is a Killer“, ist eine Figur erarbeitet aus Pappmaché und nimmt Bezug zu dem Beat Poeten William Burroughs der ein abenteuerliches Leben zwischen Drogensucht und Schriftstellerei (Naked Lunch) geführt hat und eine Zeitlang, nicht zuletzt durch den verschuldeten Tod seiner Frau, vollständig aus der Bahn geworfen war. Am Ende seines Lebens fand er im hohen Alter ein Comeback unter den jungen Rockmusikern der 80er Jahre."
duri.galler@bluewin.ch
Statement des Künstlers zum Werk
"Schwätzer Brock im Monolog mit Una Szeemann - bezieht sich auf ein Künstlergespräch im Jahr 2017 von Bazon Brock mit Una Szeemann in der Kunsthalle Winterthur. Bazon Brock, dessen Vornamen
Schwätzer bedeutet, machte dabei seinem Namen alle Ehren, indem er im Künstlergespräch von A bis Z das Sagen hatte und die eigentliche Künstlerin Una Szeemann selber vielleicht einen Satz aussprechen konnte."
duri.galler@bluewin.ch
Statement zum Werk
In Eveline Cantienis jüngster Kohlezeichnung (ohne Titel, 2019, 128 x 90.5 cm) verdichten sich Jahre künstlerischen Schaffens zu einem neuen Höhepunkt. Wie eine Zeitkapsel beinhaltet das nur scheinbar schlichte Werk wesentliche Positionen und Erreichtes einer weit gespannten künstlerischen Biographie. Erinnerungen werden geweckt, die aber die visuelle Eigenständigkeit der aktuellen Arbeit weniger beeinträchtigen als vielmehr noch unterstreichen. Die vorliegende Zeichnung zeigt ein textiles Fragment, genauer: einen Fetzen eines gehäkelten Deckchens. Die Zeichnung entstand, indem die Künstlerin zunächst eine eher kunstlos anmutende Technik anwendete: Sie projizierte das Relikt aus einer guten Stube mithilfe eines Hellraumprojektors auf ein an der Wand befestigtes Papier. Der Projektor erlaubte eine fast schon grotesk wirkende Vergrösserung eines Objekts, das einst klein und niedlich ein Möbel zierte.
Auf dem Papier hielt die Künstlerin die projizierten Linien des zerfetzten Plätzchens mit Kohlestift fest und untersuchte während des Zeichenprozesses die formale Verfremdung, die zwischen Original und Projektion entstanden war. Die feinen Fäden des ausfransenden Garns, die im Licht des Projektors erst deutlich erschienen, dokumentierte sie mit einem feinen Kreidestift. Den Staub, den die Stifte auf den Papier hinterliessen, wischte sie minutiös weg, denn sie suchte nicht die schummrige Wirkung klassischer Kohlezeichnungen, sondern den harten Kontrast zwischen schwarzer Kohle und weissem Papier. Das Resultat verblüfft: Vor dem Auge des Betrachters entsteht weniger eine Figuration aus Linien, es entsteht durch die präzis begrenzten Rückstände des Kohlestifts eine Schichtung auf dem Papier, die zu einem räumlichen Objekt gerinnen. Das Werk pendelt so raffiniert zwischen Zweidimensionalität und Dreidimensionalität. Die Kohle ist nicht nur visuelle Spur, sie ist Material mit räumlicher Präsenz.
Inhalt, Form und Technik erinnern an ältere Arbeiten - dennoch entsteht weit mehr als ein Zitat: Eine ihrer ersten Arbeiten in den neunziger Jahren bestand aus Kohlezeichnungen auf selbst gestrickter und anschliessend mit Gips bestrichener Unterlage. In der aktuellen Arbeit sind Kohle und Textilien zitiert, aber völlig anders verarbeitet. Projektion, Vergrösserung und Verfremdung von textilen Themen sind immer wiederkehrende Techniken in Cantienis schaffen, die aber unterschiedlichste Ergebnisse zeitigten. Ebenso die kalkulierte Kombination von traditionellen und computergestützten bildgebenden Verfahren. So vergrösserte und verfremdete sie Klöppel- oder Häkeldeckchen mit Window Color oder Wundpflaster auf PVC. Das “strickende Mädchen” aus dem Jahr 2007 oder die videobasierte “Frivolitätenarbeit” aus dem Jahr 2015 verbinden traditionelle textile Techniken mit computergestützten bildgebenden Verfahren. Umgekehrt spielt die Arbeit “Stay with me / My home is my castle” aus den Jahren 2017 rsp. 2018 mit der Verfremdung durch Vergrösserung, verarbeitet aber wie die monumentale Arbeit “Wandstickerei” aus Plüsch (2019) reales Material zu einem architektonischen Statement. In allen Arbeiten überschreitet Cantieni während des Werkprozesses herkömmliche Grenzen künstlerischer Medien in formaler und inhaltlicher Hinsicht.
Der Grund, warum die aktuelle Kohlezeichnung einen Kulminationspunkt darstellt, liegt in der inhaltlichen und formalen Logik, die die Werke der Künstlerin prägt. Es ist ein Werk, das vorwärts geht, weil es im Wissen gründet, woher es kommt.
(Text: Dr. Christina Peege, Kunsthistorikerin)
www.evelinecantieni.ch; eveline.cantieni@gmail.com
Statement des Künstlers zum Werk
«Micro Circus ist eine Art spielerische Therapie. Als Alphabet verwende ich einfache Figuren und Konsumgegenstände aus meiner persönlichen Biographie sowie aus unserem kollektiven Gedächtnis. Das durch diese Figuren erzeugte Spiel mit der mutmasslichen Unschuld des Kinderzimmers und das gleichzeitige Erzählen von einer komplexen, verwobenen und überbordenden Welt löst Spannungsverhältnisse aus zwischen Chaos und Ordnung, Isolation und Verbindung und auch Heiterkeit und Problematik.»
www.lucaharlacher.com, Harlacherluca1@gmail.com
Statement der Künstlerin zum Werk
«My canvases can be intended as a fictional documentation of a nature that is not existing anymore as probably never had, I’m thus, if we want, having the role of a botanist coming from an undefined past.
My works are quite often composed by more elements, realized in different and distant moments then coming together at a precise point. The ambulation component is important as the studio work. Objects, inspired by found ones or completely invented, are becoming more and more present in my practice.»
Statement des Künstlers zum Werk
«Unterwegs in den Bergen sammle ich in meinem Kopf seit vielen Jahren Bilder von Landschaftsausschnitten, die dann bei geeigneten Lichtverhältnissen auf eine fotografische Umsetzung warten. Im Fall der Bergwand oberhalb Netstal hat mich die winterliche Erscheinung mit blätterlosen Laubbäumen interessiert, durch deren Transparenz die horizontale Gesteinsschichtung sichtbar wird, während die von Schmelzwasser dunkel verfärbten Kalkfelsen mit dem Weiss des Schnees kontrastieren. Die hierarchielose Bildstruktur und das Fehlen eines Horizontes stellt den Massstab der abgebildeten Landschaft in Frage. Was aus Distanz als ungegenständliche Zeichnung erscheint, entpuppt sich erst von nahem als detailreiche Fotografie.»
www.georgaerni.ch, aerni@georgaerni.ch
Statement des Künstlers zum Werk
«Die Arbeit besteht aus einem auf dem Boden stehenden quadratischen Chromstahlbecken, das bis dicht unter seinen Rand mit schwarzer, verdünnter Tinte gefüllt ist. Zentral über dem Becken ist an der Decke ein Senklot an einer Schnur befestigt. Diese Schnur ist genau so lang, dass das Lot in die schwarze Flüssigkeit taucht und nur der runde Abschluss des Messinstruments sichtbar bleibt. Insel für Walter nimmt Bezug auf das von Walter De Maria für die Documenta 6 in Kassel erschaffene Werk Vertikaler Erdkilometer. Dieses besteht aus einer ein Kilometer tiefen senkrechten Bohrung ins Erdreich, die mit einem ebenso langen Messingstab ausgefüllt wurde. Sichtbar wird das Werk de Marias am Ende bzw. Anfang des Messingstabs in Form einer fünf Zentimeter durchmessenden Scheibe, die in eine quadratische Sandsteinplatte gefasst ist.»
www.christopheisenring.ch, info@christopheisenring.ch
Katharina Henking
*1957, Zeichnung, Fotografie, Papierschnitt, räumliche Installationen, Kunst und Bau
Angekauftes Kunstwerk:
Waldweg, 2019
Monotypie ab Fotografie, Tintenstrahldruck auf Folie,
Umdruck auf entfaltetes Seidenpapier, 106 x 140 cm
Ankauf:
Dezemberausstellung Kunst Museum Winterthur und Kunsthalle Winterthur, November 2019
Statement zum Werk
«Das Motiv des Waldwegs kann als kollektives Erinnerungsbild gelesen werden. Naturdarstellungen mögen an die Epoche der Romantik anknüpfen, wo einer der zentralen Darstellungsgegenstände die Sehnsucht war und die Natur idealisiert wurde. In der heutigen, von der Klimakatastrophe bedrohten Welt mag der Wunsch nach Reinheit, Unversehrtheit und dem Ursprünglichen ähnlich aktuell sein. Der Bildträger ist ein entfaltetes Seiden- bzw. Schnittmusterpapier und daher nicht plan wie ein normales Papier. Das Motiv, das in 36 Teile zerlegt mittels Tintenstrahldrucks auf eine A4-Folie und anschliessend auf das Papier umgedruckt wieder möglichst präzis zu einem Ganzen zusammengefügt ist, weist deshalb Unebenheiten auf, was zu «Störungen» und optische Rissen führt und wie eine zweite, auch zeitliche Ebene bildet.»
www.katharinahenking.ch, katharinahenking@bluewin.ch
Statement des Künstlers zum Werk
Landschaften im Rückspiegel (Werkgruppe 2017-2019)
«Überall gleichzeitig zu sein, in allen Regionen des Planeten wahrgenommen zu werden und handeln zu können, gehört dank den elektronischen Medien längst zu unserem Alltag. Wir bewegen uns immer schneller. Reelle und virtuelle Raumerlebnisse vermischen sich. Unsere räumliche Selbstverordnung zerfliesst, wird unscharf und fragmentiert, analog zu einem flüchtigen Blick in den Rückspiegel. In der Werkgruppe Landschaft im Rückspiegel untersuche ich dieses zerfliessende Raumgefühl. Es sind Fragmente, die gleichzeitig Makrobeobachtungen oder grosse Ausschnitte auf eine schnell vorbeiziehende Landschaft sein können. Es tauchen Raumelemente auf, die auf medial verbreitete Bilder verweisen. Der Gestus und die Farbigkeit wecken Bezüge zu den klassischen Genres der Landschaftsmalerei. Alle Bildtafeln sind im Portrait-Format gehalten, dem Format, welches durch die allgegenwärtigen Smartphone zum neuen Standard wurde.«
www.oliver-kraehenbuehl.ch, Oliver.kraehenbuehl@gmx.ch
Statement der Künstlerin zum Werk
«Fünf mit 12,7 x 17,8 cm grossem Planfilm bestückte Lochkameras schwimmen in einer Vollmondnacht drei Stunden lang in mit Wasser gefüllten Becken und fotografieren den Mond. Jede Kamera besitzt zwei Löcher, die in menschlichen Augenabständen angeordnet sind. Die Kameras reagieren auf Wind und werden zusätzlich per Hand zur Rotation angeregt. Aus dem Zusammenspiel ihrer Bewegungen und der Wanderung des Mondes am Himmel entstehen fünf fotografische Aufzeichnungen, die die sich ändernden Mondstände in ringförmigen, sich kreuzenden Strukturen einfangen.»
www.bigniawehrli.de , bignia@gmail.com
Statement der Künstlerinnen zum Werk
«Ansichten Teil 4: News untersucht die Strukturen und die Entstehung der Nachrichten des Schweizer Fernsehens. Gefilmt wird während einem ganzen Tag im Studio und dem Regieraum der Tagesschau. Gezeigt wird die Berichterstattung und deren Veränderung im Laufe des Tages, sowie die Kulissen, welche nur für das standardisierte TV-Bild gebaut sind.»