Kunstankäufe 2015
Statement der Künstlerin zum Werk
"Diese Collage fertigte ich 2014 hinsichtlich der Ausstellung "Schnittstelle" im Museum Bickel in Walenstadt an. Ich verwendete dafür Schnittresten, die beim Schneiden der Sujets für meist raumgreifende Wandpapierschnitt-Installationen abgefallen, also zufällig entstanden waren. Nachdem ich 2012/ 2013 den Grossteil meines Œuvres einer Transformation unterzogen hatte, blieben bis auf wenige auserlesene Ausnahme gerade noch diese Restteile in den Schubladen übrig. Es war immer mein Bestreben, beim Schneiden (mit Cutter!) so sorgfältig vorzugehen, dass der "Abfall" ebenfalls verwertet werden könnte, zumindest dann, wenn mir die Formen interessant genug erschienen. In diesem Verfahren sind mehrere Serien entstanden."
Statement zum Werk
«Rey 1» zeigt einen kleinen Hund, der sich beim Schlafen eng zusammengerollt hat, «Rey und Basil 2» stellt einen Jungen dar, eng angeschmiegt an Rey, beide schlafen friedlich. Die beiden Werke gehören zu der Serie «Homesick», eine Werkreihe, die weiterhin fortgeführt wird. «Homesick» besteht aus Zeichnungen, die innerhalb der letzten drei Jahre entstanden sind (und weiterhin entstehen) und um das Thema Heim, Familie und Geborgenheit kreisen. Dabei kommt es nicht von ungefähr, dass diese beiden Darstellungen mit Kugelschreiber auf Tapetenresten gezeichnet sind. Tapeten stehen einerseits für ein heimeliges Zuhause, für Gemütlichkeit und eine gewisse Wohligkeit. Andererseits können Tapeten die Stimmung aber auch zum Kippen bringen, können auch leicht etwas altmodisch daherkommen, abblätternde Tapeten drücken nicht nur Vernachlässigung, sondern auch eine unterschwellige Schwermut oder Morbidität aus. Aber genau wie Tapeten an sich, widerspiegeln diese Zeichnungen diesen Widerspruch: Die Sehnsucht nach Geborgenheit, Heimeligkeit und die gewisse Note von mitschwingender Melancholie. (Text: Katja Baumhoff)
Statement zum Werk
Magaro erweitert sein Formenrepertoire fortlaufend durch Variation und Kombination bestehender und Schaffung neuer Bildmotive, die er aus der Kunstgeschichte, Werbung und eigenen Erfahrung herleitet, erweitert. In den neunziger Jahren reflektierte er in seinen Acrylbildern die Trance und Körperkult huldigende Technobewegung; entsprechend erotisch aufgeladen waren diese Bildschöpfungen. Die Erotik mit all ihren Schattenseiten zieht sich wie ein roter Faden durch Magaros Œuvre, obschon in jüngster Zeit das eigene Familienleben für ihn zu einer wichtigen Inspirationsquelle wurde. Im vorliegenden Bild fügen sich verschiedene Figuren und Gegenstände additiv zu einem disparaten Bild zusammen. Die Motive einer sitzenden Frau (die Lebenspartnerin des Künstlers sass Modell), die (überdimensionale) Topfpflanze, die Stehlampe im Hintergrund und der Fliesenboden erinnern an die klassische Gattung der Genremalerei. Dadurch aber, dass die natürlichen Grössenverhältnisse und die perspektivische Richtigkeit ausser Acht gelassen sind, wirkt das Bild, zumal in dunklen Farbtönen gehalten, in die Ebene des Traums gehoben. (Text: Lucia A. Cavegn)
Statement des Künstlers zum Werk
"Seit den Anfängen meiner künstlerischen Auseinandersetzungen interessiert mich die Erfindung des inhaltlichen und formalen Bildraumes. Die Bildfläche ist ein Träger von Ideen und Vorstellungen – eine Bühnenwelt in der Bildfragmente auftauchen und wieder verschwinden. Im Zentrum meiner virtuellen Bilderreisen steht dabei immer die gleiche Fragestellung: Was war eigentlich zuerst: Die Welt oder ihr Abbild? Weil diese Frage immer beide möglichen Antworten bereithält, bleibt für mich das Schöpfen von Bildräumen mit seinen vielen Kombinationsmöglichkeiten immer vital und anregend."
Statement der Künstlerin/des Künstlers zum Werk
"Auf Anhieb wirkt “Ohne Titel” 2012 als wären sie am Computer konstruiert worden, haltet jedoch an einem klassischen Malprozess fest. Die Arbeit reagiert auf Dynamiken von Digitalität und erzeugt mittels Wiederholungen von Bildmustern rhythmisierende Strukturen. Die einzeln abgeklebten Segmente zeigen mit einem Pinselstrich erzeugte Farbverläufe. Die Bilderzeugung erfolgt durch das Charakteristische der Ölfarbe und durch einen einfachen Pinselstrich, dessen Duktus gleichzeitig überdeckt wird. Teilweise diskret analytisch werden die eigenen Bedingungen reflektierenden Verfahren zum zentralen Bildmotiv. Dabei werden einzelne Aspekte aus dem Geflecht der Malerei herausgenommen und essentialisiert und Entstehungsbedingungen, Produktionsumstände und Arbeitsprozesse in den Mittelpunkt gerückt."
Statement zum Werk
"Die beiden an der Jungkunst 2015 erstandenen Bilder aus der Reportage «Tehran Paradise» wirken orientalisch opulent und surreal. Dieser irritierende Eindruck rührt von den farbigen Lichtern her, die Stamm einerseits in einem Blumenladen, andererseits in einer nächtlichen Strasse vorgefunden und aufgenommen hat. Der schöne Schein täuscht. Die farbenfrohe Dekoration ist eine irrlichternde Vertuschung der wahren Sachverhältnisse – der Tristesse und gesellschaftlichen Unterdrückung unter der die iranische Gesellschaft leidet. Stamms Kommentar ist dementsprechend kritisch: «Überall in Teheran prangen sie an den Fassaden: Paradiesische Idyllen, Kitschbilder und die Verheissung, dass inmitten dieses smoggeplagten Molochs doch noch so etwas wie Schönheit existieren kann. Das Teheraner «Amt für Stadtverschönerung» gibt riesige Wandgemälde in Auftrag: Überdimensionierte Märtyrerbilder zur Ehrung der Revolution, surreale Motive und profane Landschaftsmalerei sollen den Russ an den Häuserfassaden verdecken. Die Wandbilder, sie sollen Oasen der Ruhe sein. Doch stattdessen stehen sie im krassen Gegensatz zur herrschenden Staatsräson des Iran, die keinen Widerspruch duldet und Widerstand unerbittlich sanktioniert. Die Idealvorstellung vom Gottesstaat soll im Flutlicht greller LEDs und Kunstblumen erstrahlen, doch sie zeigt ein Zerrbild, das dem Realitätstest nicht standhalten kann. Der künstlerische Manierismus karikiert sich selbst, indem er das Paradies behauptet und der Ideologie das Wort redet. Indem er eine Realität behauptet, die sein sollte. Und die nicht ist.» (Text: Lucia A. Cavegn)
Lukas Kreuzer & Samuel Rauber
Beide *1990, Inszenierte Fotografie, kuratorische Projekte
Angekaufte Kunstwerke:
Lighture 07 Oerlikon, Zürich, 2015
Technik: Inkjetprint auf Aluminium, 55 x 36 cm
Lighture 12 Wiedikon, Zürich, 2015
Technik: Inkjetprint auf Aluminium, 120 x 80 cm
Ankauf:
Jungkunst, Oktober 2015
Statement zum Werk
"Mit der zwölfteiligen Serie «Lighture» sorgten Kreuzer & Rauber nicht nur an der Jungkunst 2015 für Aufsehen. Bereits zuvor gelangten sie mit diesem Gemeinschaftswerk auf die Shortlist des 19. vfg Nachwuchsförderpreis für Fotografie und beim EWZ Selection – Swiss Photo Award 2015 sicherten sie sich damit in der Kategorie «Free» einen Platz unter den Top 3. Mit «Lighture» interpretieren Kreuzer & Rauber das Medium Fotografie – also die Lichtzeichnung – neu. Ihre witzigen Lichtinterventionen im nächtlichen Stadtraum erinnern an Graffitis. Alltägliche Gegenstände wie Container oder das im Grunde wenig inspirierende Inventar von Sport- und Spielplätzen eignen sind die beiden jungen Künstler durch Inszenierung lustvoll an. Der phantasievolle, mit «-ture» endende Werktitel ist vieldeutig und stellt eine Verbindung zwischen «light» und «picture», aber auch «future» und «architecture» her." (Text Lucia A. Cavegn)
Statement der Künstler zum Werk
"Wir dokumentieren in «Lighture» unsere fotografische Auseinandersetzung mit urbaner Landschaft und reagieren zeichnerisch-performativ auf Umgebungen, die das architektonische Stadtbild der Schweiz zunehmend prägen: Grossüberbauungen, Wohnsiedlungen, Verkehrsräume, Designerspielplätze. Hier hinterlassen wir Spuren, die nur durch das fotografische Verfahren der Langzeitbelichtung sichtbar werden. Durch unsere Figuren, mit verschiedenen Lichtquellen erweckt, hauchen wir scheinbar verlassenen Orten Leben ein. Alle Fotografien sind vor Ort während jeweils einer Aufnahme entstanden. Sie wurden nicht neu kombiniert oder mittels Photoshop manipuliert."
http://lukaskreuzer.ch; http://samuelrauber.ch; lukas.kreuzer@protonmail.ch; info@samuelrauber.ch
Statement der Künstlerin und des Künstlers zum Werk
"Das Werk selber bedarf keiner Erklärung, da es an sich schon eine Art Kommunikationsplattform darstellt. Die Reihe «Lxs Niñxs» umfasst 14 Werke und ist ein Manifest an die zeichnerische Kommunikation zwischen den Künstlern, aber auch dem Aussenstehenden. Dabei entstanden die Bilder aus persönlichen Impulsen heraus, indem einer oder beide gemeinsam angefangen haben zu zeichnen, ohne sich vorgängig abzusprechen… Manche Elemente mögen vielleicht für den Aussenstehenden als zufällig gewählt erscheinen, sind aber von der Zeichner/in bewusst an den Mitzeichner/in gerichtet, um eine Reaktion zu provozieren.» Die prozessorientierte Zusammenarbeit von «The Niñxs» ist durch zwei wesentliche Aspekte – Überraschung und Nähe/Distanz – geprägt. «Der Prozess basiert stark auf dem Motto «sich gegenseitig zu überraschen». Da wir uns über all unsere Gedanken, Erlebnisse und Gefühle austauschen, kennen wir einander sehr gut. Dieses Wissen führt dazu, dass wir den Partner bewusst mit einer gezeichneten Botschaft ansprechen und etwas aus ihm herauslocken wollen – sei es nun eine zeichnerische Antwort in Form einer Intervention im Werk oder ein anderes Feedback. (…) Unsere gemeinsame Arbeit findet sowohl über eine grosse räumliche Distanz statt (Berlin-Luzern), aber auch auf kleinsten Raum auf dem Papier, wenn sich die Spitzen unserer Bleistifte auf dem Papier treffen. Bei der Arbeit kommen wir uns physisch und psychisch extrem nahe, was sich wiederum auf die Arbeit auswirkt."