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Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention: Beständig in einem wandelnden Umfeld

14.07.2021
Die Präventionsstellen in der Schweiz bewegen sich aktuell in einem schwierigen Umfeld. Verschiedene Gruppierungen hinterfragen den Staat, gleichzeitig verlangen andere ein hartes Durchgreifen desselben. Prävention bedingt aber, dass die Bevölkerung staatlichen Strukturen und demokratischen Prozesse vertraut. Die Winterthurer Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention FSEG scheint weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung zu geniessen: Ihre Leistungen wurden auch im vergangenen Jahr stark nachgefragt.

Die Präventionsstellen in der Schweiz bewegen sich aktuell in einem schwierigen Umfeld. Verschiedene Gruppierungen hinterfragen den Staat, gleichzeitig verlangen andere ein hartes Durchgreifen desselben. Prävention bedingt aber, dass die Bevölkerung staatlichen Strukturen und demokratischen Prozesse vertraut. Die Winterthurer Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention FSEG scheint weiterhin das Vertrauen der Bevölkerung zu geniessen: Ihre Leistungen wurden auch im vergangenen Jahr stark nachgefragt.

Die Nachfrage nach den Leistungen der Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention FSEG ist nach wie vor gross. Im Berichtszeitraum von April 2020 bis März 2021 führte die FSEG in 52 Fällen Beratungen rund um Radikalismus, Extremismus und Gewalt durch (letzte Berichtsperiode: 44 Fälle). Dabei suchten sowohl Fachpersonen, aber auch Privatpersonen oder Vereine sowie Angehörige den Rat der FSEG. Die Mehrzahl der Anfragen stammte aus der Stadt Winterthur (38), jeweils weitere 7 aus dem Kanton Zürich und von ausserhalb.

Früherkennung und Frühintervention ist zentral

Für eine möglichst gut funktionierende Extremismusprävention braucht es neben den auf Integration angelegten Angeboten insbesondere weitere Bestrebungen in den Bereichen Früherkennung und Frühintervention, um gefährdete Personen möglichst rasch zu erkennen. Radikalisierungen fallen häufig zuerst im engeren Freundes- oder Familienkreis, aber auch in Vereinen auf. Im vergangenen September führte die FSEG deshalb zum ersten Mal das Winterthurer Präventionsforum durch, an dem rund 50 Vertreterinnen und Vertreter von diversen Vereinen und Organisationen teilnahmen. Das Präventionsforum soll auch in Zukunft regelmässig stattfinden.

Wandel in der FSEG

Seit bald fünf Jahren setzt die Stadt Winterthur auf institutionalisierte Extremismus- und Gewaltprävention. In dieser Zeit haben die verschiedenen Akteure innerhalb der Stadt Winterthur an Sicherheit gewonnen und ein gemeinsames Verständnis entwickelt, wie gegen Extremismus und Gewalt vorgegangen werden soll. Dazu gehören klare Rollenaufteilungen und Entscheidungen, die sich an der «Roten Linie» zwischen legalem und illegalem Extremismus orientieren. Auch für neue Bewegungen, extremistische Störungen und den Umgang mit neu auftauchenden problematischen Gruppierungen sind definierte Prozesse und eine klare Haltung zentral. Ständige Offenheit für Anpassung und Erneuerung ist daher ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Prävention in einem sich stetig wandelnden Umfeld.

Praxisbeispiel: Kollege verfällt Verschwörungstheorien

Ein junger Mann meldet sich bei der FSEG. Er sorgt sich um einen guten Freund, der in letzter Zeit zunehmend verschwörungstheoretische Medieninhalte konsumiere, teils mit rechtsextremem Hintergrund, und diese Standpunkte immer stärker vertrete. Sein Freund habe sich in der letzten Zeit sehr stark verändert. Früher geliebten Hobbys gehe er nicht mehr nach und er äussere sich sehr abschätzig gegenüber Mitmenschen, die nicht sein Weltbild teilen. So kam es dazu, dass er sich   zunehmend mit gleichdenkenden Personen in einer neuen Gruppierung trifft und Kontakte zu früheren Freunden abbreche. Gewaltverherrlichende Aussagen mache der Freund zwar nicht, er erstarre aber zunehmend in seinen absoluten Ideen und mache auch antisemitische (judenfeindliche) Äusserungen. Der Ratsuchende weiss nun nicht genau, wie er sich verhalten soll. Wie soll er auf die Äusserungen des Freundes reagieren? Soll er mit der Familie des Freundes Kontakt aufnehmen und sich mit ihr über die Beobachtungen austauschen? Wie stark soll er sich überhaupt in der Sache engagieren?

Die FSEG macht mit dem jungen Mann eine Situationsanalyse und klärt mit ihm seine Rolle und Position im Konflikt. Es ist zwar richtig, dass der Ratsuchende auf die judenfeindlichen Äusserungen reagiert und einen klaren Standpunkt gegen rassistische oder extremistische Äusserungen einnimmt, dennoch wäre eine Kontaktaufnahme mit der Familie verfrüht, weil sehr schwer abzuschätzen ist, was dieses Eindringen in die intime Privatsphäre des Freundes für die Beziehung bedeuten würde. Die FSEG bespricht mit dem Ratsuchenden, auf welche Weise er mit seinem Freund Kontakt halten kann und wie er die geäusserten Verschwörungsmythen kontern könnte. Der Ratsuchende ist entlastet und froh um den vertraulichen Austausch.

Der Bericht «Der Wandel als Konstante – Fachstelle Extremismus und Gewaltprävention, Tätigkeitsbericht April 2020 bis März 2021» kann unter stadt.winterthur.ch/fseg heruntergeladen werden.

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