31-Days in Winterthur: Klimafreundliche Mobilität kennengelernt, 84 Autos verkauft
Im vergangenen Jahr haben 1005 Personen aus Winterthur während 31 Tagen auf das eigene Auto verzichtet und alternative Mobilitätsangebote kostenlos getestet. Insgesamt sind dabei 563 Autos einen Monat lang stehen geblieben. Das ist mehr als jeder hundertste Personenwagen in Winterthur und entspricht rund 100 Tonnen CO2, die in dieser Zeit eingespart wurden. 84 Haushalte haben sich im Nachgang der Challenge entschieden, ihr Auto zu verkaufen.
Die 31-Days-Challenge ermöglichte den Teilnehmenden, den Alltag ohne eigenes Auto zu entdecken. Sei es, indem sie den Arbeitsweg mit dem Velo zurücklegten, den Familienausflug mit dem ÖV organisierten oder die Einkäufe mit dem E-Bike tätigten.
Ziel ist Reduktion des motorisierten Individualverkehrs
Bei der Aktion ging es aber nicht nur um das temporäre Kennenlernen von klimafreundlichen Mobilitätsformen. Das Ziel der 31-Days-Challenge ist eine nachhaltige Veränderung im Mobilitätsverhalten. Konkret will das Projekt dazu beitragen, dass sich der Anteil von Autos am Gesamtverkehrsaufkommen und die damit verbundenen Treibhausgasemissionen verringern.
1005 Personen haben mitgemacht
Um dies zu erreichen, braucht es Personen, die sich entscheiden, vermehrt auf Velo und ÖV umzusteigen oder ganz auf ihr privates Auto zu verzichten. Dieser Herausforderung haben sich 1005 Personen in Winterthur mit der Teilnahme bei der 31-Days-Challenge gestellt. Als Fördermassnahmen für den Umstieg vom privaten Auto auf klimafreundlichere Mobilitätsalternativen wurden den Teilnehmenden nach der 31-Days-Challenge Anschlusslösungen angeboten bestehend aus Rabatten oder einer Umsteigeprämie. Wer das private Auto innerhalb einer Bedenkzeit von maximal drei Monaten verkaufte, konnte einen zweckgebundenen einmaligen Förderbeitrag für alternative Mobilitätsangebote in der Höhe von bis zu 3'000 Franken pro Haushalt beantragen.
Wirkung wird evaluiert
Zurzeit läuft eine wissenschaftliche Begleitforschung von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Südschweizer Hochschule (SUPSI), welche die langfristige Wirkung der 31-Days-Challenge analysiert. Die Ergebnisse dieser Studie werden Ende 2025 publiziert. Erste Ergebnisse aus der qualitativen Wirkungsmessung stehen in Form eines Faktenblattes zur Verfügung
Die lokalen Medien haben breit und mitunter kritisch über die Aktion in Winterthur berichtet. Auch über die Stadtgrenzen hinaus hat das Projekt Beachtung gefunden. Im September 2024 wurde die 31-Days-Challenge mit dem 1. Platz des Bürger:innen-Preises am K3-Kongress zu Klimakommunikation an der Universität Graz ausgezeichnet.
84 Autos verkauft
Bereits jetzt liegen erste Zahlen zu den verkauften Autos und zu gekauften ÖV-Abos bei den Teilnehmenden vor. Nach Ablauf der Bedenkzeit haben sich 84 Haushalte entschieden, ihr privates Auto zu verkaufen – das entspricht rund jedem siebten Auto der insgesamt 563 bei der Challenge angemeldeten Autos. Durch die Reduktion von 84 Verbrenner-Autos werden im Laufe eines Jahres durchschnittlich 200 Tonnen CO2 eingespart. Weitere 116 Haushalte haben nach der Challenge in eine alternative Mobilitätsform investiert, zum Beispiel in ein ÖV-Abo. Insgesamt haben 40% der teilnehmenden Haushalte mit konkreten Käufen bzw. Verkäufen in den Umstieg auf klimafreundlichere Fortbewegungsmittel investiert.
Verkehr als einer der wichtigsten Hebel im Klimaschutz
Winterthur hat sich das Klimaziel «Netto-Null 2040» gesetzt. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es grosse Veränderungen in der Mobilität. Aktuell ist das Strassenbild in Winterthur noch stark geprägt von fossil betriebenen Autos und Motorrädern. Der städtische Verkehr verursacht 45% – und damit den grössten Anteil – der direkten CO2-Emissionen gemäss der Messmethode der 2000-Watt-Gesellschaft. Für eine klimaverträgliche und zukunftsfähige Mobilität in Winterthur braucht es eine Reduktion des motorisierten Individualverkehrs. Hier hat die 31-Days-Challenge angesetzt. Sie bot die Gelegenheit, über das eigene Mobilitätsverhalten nachzudenken und klimaschonende Alternativen zu entdecken.
Über die 31-Days-Challenge in Winterthur Hinter der 31-Days-Challenge in Winterthur stand eine breite Allianz aus verschiedenen Partnerorganisationen. Das Projekt will Autonutzer:innen zu einem nachhaltigen Umstieg auf klimafreundliche Mobilitätsformen motivieren basierend auf Freiwilligkeit statt Vorschriften. Es schafft Anreize für klimafreundliche Mobilitätsalternativen während eines Testmonats und darüber hinaus. Projektinitiantin ist die gemeinnützige Genossenschaft 42hacks mit Sitz in der Schweiz. Die Stadt Winterthur unterstützte die Kampagne ebenso wie Transportunternehmen des öffentlichen Verkehrs, die in der Alliance SwissPass zusammengeschlossen sind, sowie die Kooperationspartner Mobility, Rent a Bike und Reka. Das Förderprogramm Energie Winterthur steuerte einen finanziellen Beitrag von knapp 225'000 Franken bei, der zweckgebunden für den Umstieg vom Auto auf ÖV, Car-Sharing und Velo eingesetzt wurde. Mit einem Betrag von 70'000 Franken aus dem Budget für den städtischen Klimaschutz wurden die Bekanntmachung und der E-Bike-Verleih während der Challenge unterstützt. Die Organisation 42hacks analysiert derzeit gemeinsam mit Partnerorganisationen, ob weitere Durchführungen möglich sind und welche Schweizer Regionen mit grossem Verkehrsverlagerungspotenzial dafür in Frage kommen. Eine Wiederholung der 31-Days-Challenge in Winterthur ist zurzeit nicht vorgesehen. |
Faktenblatt Qualitative Begleitforschung ZHAW
Typ | Titel |
---|---|
Faktenblatt «Qualitative Begleitforschung 31-Days-Challenge Winterthur»_IAM_ZHAW.pdf |