Winterthurer ARA: Kredit für umfassende Erneuerung und Anpassung an gesellschaftliche Entwicklung
Verschärfte Umweltanforderungen und ein anhaltendes Bevölkerungswachstum machen eine umfassende Erneuerung der Winterthurer Abwasserreinigungsanlage (ARA) notwendig. So müssen beispielsweise Mikroverunreinigungen mittels einer neuen Reinigungsstufe eliminiert werden. Zudem sollen die biologische Reinigung ausgebaut, die Stromversorgung erweitert und werterhaltende Sanierungen der Gesamtanlage realisiert werden. Für das Ausführungsprojekt «ARA West» ist ein Kredit in der Höhe von 288 Millionen Franken (exkl. MwSt. und Teuerung) erforderlich. Der Stadtrat überweist dem Winterthurer Stadtparlament eine entsprechende Kreditvorlage. Die Stimmbevölkerung wird 2026 über den Kredit abstimmen.
Die Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Winterthur reinigt jährlich rund 20 Milliarden Liter Abwasser von mehr als 140’000 Menschen. Sie ist eine der zehn grössten ARA in der Schweiz. Entsprechend ist es die Verantwortung der Stadt Winterthur, das Abwasser jeweils nach dem aktuellsten Stand der Technik und den neusten Vorschriften zu reinigen. Das Abwasser stammt von der Stadt Winterthur sowie von zwölf Gemeinden. Mittelfristig werden weitere Gemeinden dazukommen. Eine Kapazitätserweiterung ist auch ohne zusätzliche Gemeindeanschlüsse aufgrund des Bevölkerungswachstums in Winterthur und Umgebung erforderlich.
Elimination der Mikroverunreinigungen mittels granulierter Aktivkohle
Mehr als 30’000 Chemikalien sind in diversen Produkten des täglichen Gebrauchs enthalten. Viele dieser sogenannten Mikroverunreinigungen (Arzneimittel, Hormone, Kosmetika etc.) gelangen heute über das Abwasser in die Gewässer. Die Winterthurer ARA gehört zu den rund hundert Abwasserreinigungsanlagen, die aufgrund ihrer Grösse vom Bund verpflichtet worden sind, Mikroverunreinigungen mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe aus dem Abwasser zu entfernen. Der Bund finanziert 75 Prozent der Erstinvestitionen für den Bau einer solchen Reinigungsstufe.
Im Rahmen des Vorprojekts wurden verschiedene Technologien für die Elimination von Mikroverunreinigungen evaluiert. Das Verfahren mit granulierter Aktivkohle (GAK) übertraf die anderen Technologien und überzeugt auch bezüglich Kosten und Ökologie. Die neue Reinigungsstufe erfolgt in zwei Gebäuden: Im Westen der ARA wird ein neues Gebäude für die GAK-Filtration erstellt. Zusätzlich wird in einem bestehenden Gebäude die Sandfiltration zu einer GAK-Filtration erweitert.
Verbesserung des Gewässerschutzes dank Erneuerung der biologischen Reinigung
Kantonale Bestimmungen verlangen die Elimination von 70 Prozent des Stickstoffs (heute 50 Prozent). Die Erneuerung der Biologiestufe erlaubt es, diesen Wert zu erreichen, die Stickstoffelimination zu optimieren und den Energieverbrauch zu reduzieren. Einige Biologiebecken haben mit mehr als sechzig Jahren ihre maximale Nutzungsdauer erreicht. Deshalb werden diese durch neue ersetzt, die breiter, tiefer und leistungsfähiger sind als die heutigen Becken. Andere stammen aus den frühen 1990er-Jahren und können nach einer Sanierung weiterverwendet werden.
Aufgrund des höheren Leistungsbedarfs muss die Stromversorgung innerhalb der ARA angepasst werden. Ebenso wird die Notstromversorgung ausgebaut, damit bei einem Unterbruch der externen Stromversorgung die ARA jederzeit funktionieren kann. Altersbedingt werden weitere Anlagen, Komponenten und Gebäude saniert. Zudem sind mehrere Photovoltaikanlagen vorgesehen. Daneben sollen auf dem Areal ökologisch wertvolle Grünflächen angelegt und Dachflächen begrünt werden. Für den zusätzlichen Platz, den die Bauarbeiten und die neuen Bauten beanspruchen, sind im Rahmen der geplanten Umzonung des angrenzenden Gebiets ökologische Ausgleichsmassnahmen vorgesehen. Ohne die Zonenplanänderung kann das ARA-Projekt nicht umgesetzt werden, sie ist Voraussetzung dazu. Bei der rund zehnjährigen Projektdauer müssen die äusserst komplexen Bauarbeiten unter laufendem Betrieb erfolgen.
Für das Ausführungsprojekt ist ein Kredit von 288 Millionen Franken (exkl. MwSt. und Teuerung) erforderlich. Über diesen Kreditantrag wird die Winterthurer Stimmbevölkerung im Laufe des Jahres 2026 entscheiden. Es handelt sich um das erste von mehreren grossen Aus- und Umbauprojekten in der ARA in den kommenden Jahrzehnten. Das Projekt «ARA West» wird über den Gebührenhaushalt finanziert. Aufgrund der anstehenden grossen Investitionen in die ARA und das Kanalisationsnetz wird eine Erhöhung der Abwassergebühren bei allen angeschlossenen Gemeinden in den kommenden Jahren unumgänglich sein. «Mit dieser Investition leistet die Stadt Winterthur einen bedeutenden Beitrag an die Entsorgungssicherheit der Stadt und Region Winterthur und an saubere Gewässer in der Schweiz und in Europa», sagt Stadtrat Stefan Fritschi.
Weisung an das Stadtparlament: parlament.winterthur.ch


