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Winterthur soll bis 2050 klimaneutral sein

09.03.2021
Zur Erreichung des Ziels Netto-Null Tonnen CO2 bis 2050 hat der Stadtrat ein Paket mit 54 Klimaschutzmassnahmen geschnürt. Die dazugehörige Umsetzungsplanung konkretisiert den Weg bis 2028 und bereitet den Pfad für die Zeit danach vor. Das Zwischenziel heisst 1 Tonne CO2 pro Person und Jahr bis 2035. Bis 2050 will Winterthur klimaneutral sein und soll unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen. Für die Stadtverwaltung sel-ber setzt der Stadtrat das Netto-Null-Ziel bis 2035.

Zur Erreichung des Ziels Netto-Null Tonnen CO2 bis 2050 hat der Stadtrat ein Paket mit 54 Klimaschutzmassnahmen geschnürt. Die dazugehörige Umsetzungsplanung konkretisiert den Weg bis 2028 und bereitet den Pfad für die Zeit danach vor. Das Zwischenziel heisst 1 Tonne CO2 pro Person und Jahr bis 2035. Bis 2050 will Winterthur klimaneutral sein und soll unter dem Strich keine Treibhausgase mehr ausstossen. Für die Stadtverwaltung selber setzt der Stadtrat das Netto-Null-Ziel bis 2035.

Der Stadtrat steht für die Klimaschutzziele von Paris ein und hat diese Haltung bereits 2020 mit der Unterzeichnung der Klima- und Energiecharta der Schweizer Städte und Gemeinden bekräftigt. Dabei stützt er sich auf die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass bereits ab einer durchschnittlichen Klimaerwärmung von 1,5 Grad mit gravierenden Folgen für Mensch und Artenvielfalt zu rechnen ist. Die neue Zielsetzung des Stadtrats steht in Einklang mit der Motion «Netto Null Tonnen CO2 bis 2050», in welcher der Grosse Gemeinderat eine Anpassung der Klimaziele fordert.

Vorschläge aus der Bevölkerung fliessen in städtische Klimapolitik ein

Bis 2050 sollen gemäss dem Netto-Null-Ziel nicht mehr Treibhausgase ausgestossen werden, als natürliche und technische Speicher aufnehmen können. Zur Erarbeitung der dafür notwendigen Klimaschutzmassnahmen hat der Bereich Umwelt- und Gesundheitsschutz verschiedene Interessensgruppen aus der Winterthurer Bevölkerung und Wirtschaft eingeladen. Teilgenommen haben zum Beispiel Vertreterinnen und Vertreter des KMU-Verbandes, der Klimastreikbewegung oder der Bau- und Wohngenossenschaften. Zusammen mit Fachpersonen aus allen Departementen wurden die rund 450 gesammelten Vorschläge zusammengefasst und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf eine Anzahl von 54 Massnahmen verdichtet und priorisiert. Sie wurden innerhalb der vier Themenbereiche mit den grössten Hebelwirkungen, nämlich der Energieversorgung, den Gebäuden, der Mobilität und dem Konsum, gebündelt. 

Umsetzungstempo erhöhen

Die seit 1999 entwickelten und umgesetzten Klimaschutzmassnahmen der Stadt Winterthur gehen in die richtige Richtung. Die Dringlichkeit der Klimakrise erfordert jedoch, dass das Umsetzungstempo erhöht, die bestehenden Massnahmen weitergeführt und intensiviert sowie zusätzliche Massnahmen eingeführt werden, auch in der Stadt Winterthur. So sollen die installierte Stromleistung aus hiesigen Fotovoltaikanlagen bis 2028 gegenüber heute um rund 50 Prozent gesteigert und die Treibhausgasemissionen aus der Wärmeversorgung bis 2035 um rund 80 Prozent reduziert werden. Die Anzahl und Leistung fossiler Feuerungen soll bis 2028 um einen Drittel verringert werden, und der Wärmeabsatz aus Wärmeverbünden soll pro Jahr eine jährliche Zunahme von 11 Gigawattstunden aufweisen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Förderung der nachhaltigen Mobilität: die Entwicklungsperspektive Winterthur 2040 sieht Winterthur als «5-Minuten-Stadt». Dazu gehören ein lückenloses Velonetz, hindernisfreie und sichere Fusswege, ein gutes ÖV-Angebot sowie die Förderung der Elektromobilität.

Bestehende Massnahmen forcieren

Um die genannten Einsparungen und Zielgrössen zu erreichen, hat der Stadtrat einen konkreten Umsetzungsplan beschlossen. Zahlreiche Bestrebungen wie zum Beispiel der Wegfall des Produktes «e-Gas.Grau» in der Grundversorgung oder die stetige Ökologisierung der Gasprodukte mit Biogas laufen bereits. Diese und weitere bereits eingeführte Massnahmen sind zu forcieren. Der Anteil erneuerbaren Gases soll weiter gesteigert werden und mittel- bis langfristig das fossile Erdgas ersetzen. Nebst einer über die nächsten Jahrzehnte kontinuierlichen Teilstilllegung des Gasnetzes und somit einer Reduktion von Gas als Wärmeenergie wird der Ausbau der Wärmenetze intensiviert. Dies bedeutet einerseits, dass die Anzahl Anschlüsse an die bestehenden Netze von Fern- und Nahwärme erhöht wird. Andererseits sollen neue Wärmenetze errichtet werden, beispielsweise im Gebiet Rudolf-Diesel-Strasse. Hier wird nach dem geplanten Umbau in der Kehrichtverwertungsanlage die Abwärme aus der Rauchgasreinigung eingesetzt. Ein weiteres Netz plant Stadtwerk Winterthur im Neuwiesenquartier. Es soll via bestehendem Quartierwärmeverbund Stadtmitte mit Wärme aus der KVA versorgt werden. Das Wärmepotenzial des Winterthurer Grundwassers soll in einer späteren Ausbauphase des Wärmegebietes ebenfalls genutzt werden. Ausserdem sind auch kleine Wärmeverbünde, sogenannte Mikroverbünde, im Neuwiesenquartier und anderswo aktuell in Prüfung.

Einen weiteren Schwerpunkt stellt der Ausbau von Fotovoltaik in Winterthur dar. Der Stadtrat hat sich das Ziel gesetzt, bis ins Jahr 2025 hundert zusätzliche PV-Anlagen auf städtischen Dächern zu installieren. Um den generellen Zubau an Anlagen zu fördern, sollen die entsprechenden finanziellen Anreize geschaffen werden. Das Förderprogramm Energie Winterthur wird so ausgebaut, dass statt der Eigenverbrauchsoptimierung künftig auch Investitionen in PV-Anlagen für ganze Dachflächen interessant werden. Dabei gilt: Die Stadt kann Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für eine umweltfreundliche Energieversorgung schaffen. Es braucht aber auch die Bevölkerung, die mitmacht, PV-Anlagen installiert und Solarstrom bestellt.

Neu wird auch der Konsum einbezogen

Ein Grossteil der durch die Schweizer Bevölkerung verursachten Emissionen fällt im Ausland an. Der Stadtrat setzt deshalb neu auch auf Massnahmen aus dem Bereich Konsum und nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein. Dazu gehören zum Beispiel die Förderung der regionalen Kreislaufwirtschaft und der Fokus auf klimaschonende Ernährung.

Die Stadt Winterthur geht als Vorbild voran: Die Verwaltung will bis 2035 klimaneutral sein  

Beim städtischen Gebäudebestand sollen ergänzend zu energetischen Sanierungen, Heizungsersatz und einem deutlichen Ausbau der Fotovoltaikanlagen auch Aspekte des zirkulären Bauens und ökologische Baustoffe berücksichtigt und dadurch der Energie- und Ressourcenverbrauch reduziert werden. Für die städtische Fahrzeugflotte ist eine weitgehende Umstellung auf erneuerbare Antriebe bis 2028 geplant. Durch die Umsetzung konsequenter Nachhaltigkeitsregeln reduziert die Stadt Winterthur zudem die Umwelt- und Klimaauswirkungen der städtischen Beschaffungen.

Netto-Null Emissionen bis 2050 sind machbar

Für die Erreichung des städtischen Netto-Null-Ziels ist auf Bundesebene das revidierte CO2-Gesetz von zentraler Bedeutung. Es soll 2022 in Kraft treten. Da gegen das CO2-Gesetz das fakultative Referendum ergriffen wurde, stimmt die Bevölkerung am 13. Juni 2021 darüber ab. Auf kantonaler Ebene bringt das revidierte Energiegesetz wirksame, zeitgemässe und  verlässliche Rahmenbedingungen. Die Schweiz als Alpenland ist von der Klimakrise besonders betroffen, da die Temperaturen hierzulande doppelt so stark steigen wie im weltweiten Durchschnitt. Damit der Beitrag der Winterthurer Klimapolitik erfolgreich ist, braucht es das Engagement aller involvierten Akteure. Die Kostenabschätzungen zeigen, dass die Mehrkosten für die Klimamassnahmen 2021 bis 2028 den Steuerhaushalt jährlich durchschnittlich mit vier bis fünf Millionen Franken belasten.

Von «Winergie 2050» zu «Netto-Null 2050»: Die Winterthurer Bevölkerung entscheidet

Die Winterthurer Bevölkerung hat im Jahr 2012 den Gegenvorschlag zur Volksini­tiative «Winergie 2050 – Winterthurs Energiezukunft ist erneuerbar» angenommen und damit unter anderem beschlossen, dass die Treibhausgasemissionen in Winterthur bis zum Jahr 2050 auf 2 Tonnen CO2-Äquivalente pro Kopf und Jahr zu reduzieren sind. Mit dem neuen Ziel «Netto-Null 2050» muss auch der behördenverbindliche Grundsatz­beschluss angepasst werden, was neben der Zustimmung durch den Grossen Gemeinderat auch eine Volksabstimmung in den kommenden Monaten notwendig macht.

Netto-Null Treibhausgasemissionen bis 2050 – ein globales Konzept kurz erklärt

Netto-Null Treibhausemissionen ist ein globales Konzept und stützt sich auf die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse. Der Weltklimarat macht deutlich, dass die globale Klimaerwärmung auf maximal 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen ist, um gravierende Folgen für Mensch und Artenvielfalt zu verhindern. Netto-Null bedeutet, dass unter dem Strich keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre gelangen dürfen. Um das zu erreichen, sollen die Emissionen einerseits so weit wie möglich reduziert werden. Andererseits soll der kleine verbleibende, nicht vermeidbare Rest mittels Senken aus der Atmosphäre entfernt werden. Es gibt natürliche Senken wie Bäume oder technische Senken. Die Begriffe Netto-Null Treibhausgasemissionen und Klimaneutralität werden häufig als Synonyme verwendet.

Der Stadtrat sieht bis 2035 keine Senken vor. Bis 2050 ist das Ziel, die Emissionen auf 0,33 Tonnen CO2 pro Person und Jahr zu reduzieren, kommen die Emissionen aus Flugverkehr und Konsum dazu, sind es 1,2 Tonnen. Dieser verbleibende Rest soll über Senken und direkte Investitionen in Emissionsminderungen ausgeglichen werden.

Weitere Unterlagen und Informationen: stadt.winterthur.ch/klima

Weisung an den Grossen Gemeinderat: gemeinderat.winterthur.ch

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