Verjüngungskur für den Stadtgarten
Der Stadtgarten soll bis 2024 saniert und an die heutigen Bedürfnisse angepasst werden. Die Massnahmen, die der Stadtrat genehmigt hat, stärken die Funktion des Stadtgartens als wichtigsten Grünraum des Promenadenrings um die Altstadt. Zu den Sanierungsmassnahmen gehören Wegnetzanpassungen und eine offenere Gestaltung. Von den Sanierungskosten von 4,9 Millionen Franken sollen 3,7 Millionen durch die ZKB-Jubiläumsdividende finanziert werden. Über das geplante Projekt hat der Grosse Gemeinderat zu befinden.
Der Stadtgarten bildet mit dem Park beim Stadthaus, mit dem Lindengutpark, den Grünflächen von Villen und Schulen und den Baumalleen rund um die Altstadt den sogenannten Promenadenring und damit die grüne Lunge im Stadtzentrum. Er ist aber auch der wichtigste und meistgenutzte Freiraum von Winterthur: Er dient praktisch rund um die Uhr der Erholung, dem Vergnügen, Spielen, Sporttreiben, Abschalten und als Verpflegungsort. Auf diese gestiegenen Bedürfnisse und hohen Belastungen soll der 70 Jahre alte Stadtgarten besser angepasst werden. Das Sanierungskonzept, das der Stadtrat nun beschlossen hat, wurde aus den Ergebnissen der Testplanung Stadtgarten von 2010 entwickelt.
Die Massnahmen sollen die bestehende Struktur des Stadtgartens mit den grossen offenen Rasenflächen und dem schönen alten Baumbestand stärken, indem der Park künftig noch offener wird und dabei die Umgebung besser einbindet. Unter anderem soll der trennende Ballfangzaun zwischen Altstadtschulhaus und Stadtgarten entfernt werden. Der Pausenraum der Schüler wird auf diese Weise in den Stadtgarten erweitert – eine Schule im Park entsteht. Die Wegverbindungen und Parköffnungen werden so versetzt, dass die Personenströme flüssiger und die umliegenden Orte wie das Kunst- und Naturmuseum, das Theater Winterthur, das Jonas-Furrer-Denkmal oder der Merkurplatz besser miteinander verknüpft werden.
Der Kinderspielplatz im Norden des Parks wird komplett erneuert. Er soll dank der angepassten Wegführung zu einem zentralen Treff- und Anziehungspunkt werden. Er gliedert sich künftig in verschiedene Spielbereiche für grössere und kleinere Kinder. Spiel und Erfrischung sollen zudem auch im heute weitgehend ungenutzten Wasserbecken in der Parkmitte möglich sein. Das Becken wird umfassend saniert und besser zugänglich gemacht.
Im westlichen Teil des Parks zum Merkurplatz hin soll ein «Veranstaltungsplatz» geschaffen werden. Auf dem robusten Kiesrasen, einem tragfähigeren Untergrund, können Anlässe unterschiedlichster Art umgesetzt werden. Hainartig gesäumt ist der Platz von Grosssträuchern und Bäumen, mit zahlreichen Bänken dazwischen. Auf diesen kann das Mittagessen eingenommen oder im Schatten ein Buch gelesen werden.
Das Haus zum Balustergarten, im Volksmund Barockhäuschen genannt, erhält auf der Westseite zum Merkurplatz hin ein sogenanntes Parterre, eine Rasenfläche in der Verlängerung des Gebäudes. Das entspricht einer Rückbesinnung auf historische Zeiten, besass das Gebäude doch bereits um 1750 ein Parterre. Der Vorplatz auf der Ostseite des Balustergartens soll so ausgestaltet werden, dass dort künftig eine Sommergastronomie mit Blick auf den Kinderspielplatz möglich ist.
Neben Nutzung und Gestaltung sind ökologische Aspekte im Sanierungsvorhaben zentral. So wird sämtliches Meteorwasser (Wasser aus Niederschlägen wie Regen, Schnee oder Tau) künftig im Park versickern und zur wertvollen Grundwasserneubildung beitragen. Die bestehende Kanalisation im Park wird stillgelegt. Die veralteten Strom- und Wasserleitungen werden ersetzt und die historischen Parkleuchten auf energieeffiziente Leuchtmittel umgerüstet. Der zentrale Blumengarten wird zum Kulturgarten mit Wildpflanzen, robusten Blütenstauden und historischen Kulturpflanzen entwickelt. Alles in allem werden im Rahmen der Sanierung über hundert neue Bäume und Sträucher gepflanzt.
Das Sanierungsprojekt wird voraussichtlich im Frühling dem Grossen Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt. Stimmt dieser zu, werden die Sanierungsarbeiten 2022 beginnen und in Etappen bis im Frühling 2024 realisiert. Dank der Etappierung kann die Anlage auch in der Bauphase durch die Bevölkerung genutzt werden. Die Kosten für die Sanierung belaufen sich auf insgesamt 4,9 Millionen Franken, davon werden 3,7 Millionen Franken aus der Jubiläumsdividende der Zürcher Kantonalbank finanziert. Damit wird das Geld – ganz im Sinne der Stifterin – in die Schaffung eines dauerhaften Mehrwerts für die ganze Bevölkerung investiert.
Der StadtgartenDer Stadtgarten umfasst eine Fläche von 24 970 m². Er wurde in seiner heutigen Form 1951 nach den Plänen von Gartenarchitekt Walter Leder erstellt. Die Fläche war aber schon zuvor über lange Zeit als Garten genutzt worden. So befanden sich dort im 19. Jahrhundert private Bürgerstadtgärten wohlhabender Winterthurer Familien. Im Jahr 1898 erwarb die Stadt Winterthur den Sulzer- und den Buschgarten. Daraus entstand 1902 der erste, deutlich kleinere Stadtgarten nach Plänen der Gartenarchitekten Gebrüder Mertens. Der neue Park wurde von der Winterthurer Bevölkerung begeistert aufgenommen und erhielt im Volksmund den Namen «Stadtgarten». Eine ungewohnte Nutzung erhielt der Stadtgarten während des Zweiten Weltkriegs, als dort Kartoffeln und Gemüse angebaut wurden. Kurz nach Ende des Krieges, im Jahr 1946, kaufte die Stadt das Land der Areale Strauss, Rheinfels und das Merz-Rieter-Gut hinzu. Nach einem Ideenwettbewerb wurde gemäss dem Siegerprojekt des Gartenarchitekten Walter Leder der Stadtgarten geschaffen. Diese Gestaltung hat heute noch Bestand. Nach 70 Jahren weist die Infrastruktur im Park (Spielplatz, Wege, Leitungen, Beleuchtung, Wasserbecken und Bepflanzung) dringenden Bedarf für eine umfassende Instandsetzung auf. Der Stadtgarten sollte darum eigentlich schon früher saniert werden. 2009 erfolgte eine Testplanung, woraus 2010 ein Entwicklungskonzept resultierte. Auf dessen Grundlage war geplant, zum Stadtrechtsjubiläum 2014 den Stadtgarten zu sanieren. Aus Spargründen verschob der Stadtrat das Projekt jedoch. |
Weisung an den Grossen Gemeinderat: gemeinderat.winterthur.ch