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Totentäli: Stadt schafft grosses Biodiversitätsgebiet

22.12.2021
Rund um das Totentäli entsteht im kommenden Jahr das grösste zusammenhängende Fördergebiet für Biodiversität in Winterthur. Rund 45 Hektaren Wald werden als Waldreservat ihrer natürlichen Entwicklung überlassen und neun Hektaren Wiese mit speziellen Zielsetzungen zur Artenförderung gepflegt. An die Massnahmen gekoppelt ist ein Klimaschutzprojekt zur Speicherung von CO2, für das auch Zertifikate verkauft werden.

Rund um das Totentäli entsteht im kommenden Jahr das grösste zusammenhängende Fördergebiet für Biodiversität in Winterthur. Rund 45 Hektaren Wald werden als Waldreservat ihrer natürlichen Entwicklung überlassen und neun Hektaren Wiese mit speziellen Zielsetzungen zur Artenförderung gepflegt. An die Massnahmen gekoppelt ist ein Klimaschutzprojekt zur Speicherung von CO2, für das auch Zertifikate verkauft werden.

Das Totentäli bei Wülflingen mit seiner grossen Feuchtwiese und den Amphibienweihern befindet sich im Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung. Der Grund ist die auf der roten Liste der gefährdeten Arten geführte Geburtshelferkröte. Der schweizweite Bestand dieser Kröte, die wegen ihres hellen Rufes auch «Glögglifrosch» genannt wird, ist in den vergangenen rund vierzig Jahren deutlich zurückgegangen. Eine ganze Kolonie der streng geschützten Art lebt aber noch im Totentäli zwischen Wülflingen und dem Dättnauertal.

Das idyllische Totentäli ist umgeben vom Waldreservat Schuppentännli, das seit vielen Jahren nicht mehr forstlich bewirtschaftet wird und wegen des vielen stehenden und liegenden Totholzes einen hohen ökologischen Wert hat. An den Südhängen angrenzend an das Waldreservat befinden sich sogenannte lichte Wälder, die sich durch eine lichtdurchlässige Struktur und trockene, magere Böden auszeichnen.

Fülle von Lebensräumen für seltene Pflanzen- und Tierarten

Diese Gebiete, die sich vom Weihertal im Dättnau über Hoh-Wülflingen, das Totentäli und Alt-Wülfingen bis zum Schlosstal erstrecken, werden nun zum «Biodiversitätsgebiet Totentäli» verknüpft. Mit einer Fläche von insgesamt 54 Hektaren ist es das grösste zusammenhängende Fördergebiet für Biodiversität in Winterthur. Vor allem dank seiner vielfältigen Topografie und dem wechselnden geologischen Untergrund bietet es eine Fülle von Lebensräumen für zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten. In den Magerwiesen zwischen den Bäumen am sonnigen Südhang des lichten Waldes fühlen sich eine Vielzahl wärmeliebender Pflanzen und Tiere wohl. Im Schuppentännli sind auf dem liegenden und stehenden Totholz diverse Pilze und Käferarten beheimatet. In den Weihern, auf der Riedwiese und im Wald des Totentäli kommen nebst der Geburtshelferkröte viele weitere Amphibienarten vor.

Im Rahmen der Umsetzung wird im kommenden Jahr die Waldstrasse, die durch das Totentäli führt, aufgehoben. Das Kiesmaterial der Waldstrasse wird dabei modelliert und in ein Amphibienparadies mit neuen Weihern und Trockenstandorten verwandelt. Der Erdwall, der 1971 beim Aushub der ersten Weiher abgelagert wurde, wird abgetragen, um die wertvolle Riedwiese wieder vollständig herzustellen. Besucherinnen und Besucher erhalten künftig über einen Holzsteg am Rand Einblick in das neue Feuchtgebiet. Mittels Infostelen werden Interessierte vor Ort über das Gebiet und die darin vorkommenden Arten informiert und erhalten Beobachtungstipps.

Finanzierung dank Naturschutzfonds

Die Kosten für Projektierung und Umsetzung sind auf 300 000 Franken veranschlagt. Die Massnahmen können unter anderem dank des «Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds» (siehe Box) umgesetzt werden. Unterstützt wird das Projekt zusätzlich mit kantonalen Mitteln. Mit dem Kanton wird dazu ein fünfzig Jahre gültiger Waldreservatsvertrag abgeschlossen, in dem die Stadt auf die Nutzung des Holzes verzichtet und zusichert, die lichten Wälder speziell zu pflegen.

Im geplanten Naturwaldreservat wird durch den Nutzungsverzicht CO2 aus der Atmosphäre entzogen und langfristig in der Biomasse gespeichert. Für die nächsten fünfzig Jahre entspricht dies rund 10 000 Tonnen CO2. Stadtgrün Winterthur lässt diese CO2-Speicherung im Rahmen eines Pilotprojekts zertifizieren. Die CO2-Zertifkitate können am Markt für freiwillige Kompensationsmassnahmen verkauft werden und haben aktuell einen Wert von rund 350 000 Franken.

Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds

Der Winterthurer Paul Späni (22.6.1917 bis 20.11.1995) hat 1940 das Technikum mit einem Diplom für Hochbau abgeschlossen und war als freischaffender Bauingenieur tätig. Als Projektleiter und Chefbauführer war er nebst vielen weiteren Projekten unter anderem von 1955 bis 1959 für den Bau des Kantonsspitals Winterthur und von 1970 bis 1976 für die Erstellung der Wohnsiedlung Hardau in Zürich verantwortlich. Er war auch im Ausland tätig und koordinierte, überwachte und leitete dort die Schaffung grosser Bauwerke. Zeitlebens genoss er in seiner Freizeit die Umgebung von Winterthur mit den ausgedehnten Wäldern, Fluren und Bächen. Sie schenkten ihm «unvergessliche Erlebnisse seit meiner frühen Jugend», wie er in einem Schreiben an die Stadt festhielt. Weil er diese Gegend so schätzte, ihr etwas zurückgeben wollte und sich «um die ständig zunehmende Gefährdung der Lebensräume» sorgte, bedachte er die Stadt Winterthur mit einem Nachlass. Das Geld könne für eine «Revitalisierung, bzw. Rückführung eines Wald-, Flur-, Bach- oder Flussabschnitts oder eines Weihers in den naturnahen Zustand verwendet werden», hielt er fest. In einer Ergänzung wünschte er die «Erstellung von einem grösseren oder zwei kleineren in sich geschlossenen Naturschutz-Reservaten». Die Stadt Winterthur richtete 1996 aus dem Nachlass von 200 000 Franken den «Paul Kaspar Späni-Schätti Naturschutzfonds» ein.

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Typ Titel
Pläne und Visualisierungen Totentäli.pdf

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