Sozialhilfequote erstmals seit 2009 gesunken
Sowohl die Gesamtkosten der sozialen Sicherung als auch die Sozialhilfequote sanken 2019 in Winterthur leicht. Das Fallwachstum konnte gebremst werden: 2019 wurden beinahe so viele Fälle abgeschlossen wie neue hinzukamen. Die langfristigen Folgen der Corona-Krise auf die Zahlen in der Sozialhilfe sind noch ungewiss.
Die Gesamtkosten der sozialen Sicherung reduzierten sich gegenüber dem Vorjahr auf 120 Millionen Franken (2018: 120,3 Millionen Franken). Auch die Sozialhilfequote nahm erstmals seit 2009 ab, sie beträgt 5,5 Prozent (2018: 5,6 Prozent). Weiter gestiegen ist die Sozialhilfequote bei den Personen über 55 Jahren, in allen anderen Altersgruppen ist sie gesunken. Dies zeigt, dass es ab einem gewissen Alter schwierig wird, sich wieder in den Arbeitsmarkt einzugliedern.
Rasche Fallabschlüsse von grosser Bedeutung
In den vergangenen zwei Jahren konnte das Fallwachstum in der Sozialhilfe gebremst werden. 2019 wurden annähernd so viele Fälle abgeschlossen wie neue dazukamen (netto 5 neue Fälle, 2018: 69, 2017: 288). Je länger eine Person Sozialhilfe bezieht, desto schwieriger ist es, sie abzulösen. 2019 gelang es 50 Prozent aller Fälle innerhalb eines Jahres wieder abzulösen (2018: 44 Prozent), 64 Prozent waren innert zweier Jahre abgelöst (2018: 63 Prozent).
Immer mehr Personen benötigen Zusatzleistungen
Obwohl der Anteil der Personen über 65 Jahren an der Gesamtbevölkerung in Winterthur stabil bleibt, benötigen immer mehr ältere Personen Unterstützung in Form von Zusatzleistungen. Dies verursachte 2019 Kosten in der Höhe von über 50 Millionen Franken (siehe Box). Der Winterthurer Stadtrat setzt sich deshalb für die Änderung des Zusatzleistungsgesetzes ein, über das im Kanton Zürich am 27. September abgestimmt wird. Dieses sieht eine Erhöhung des Kostenanteils des Kantons vor. Damit würden die Gemeinden entlastet und Unterschiede zwischen den Gemeinden verringert. Die Gesetzesänderung hätte positive Auswirkungen für die Stadt Winterthur, sie würde jährlich um rund 15 Millionen Franken entlastet.
Corona-Pandemie wird sich in Sozialhilfe-Zahlen zeigen
Die Auswirkungen der Corona-Krise stellen eine grosse Herausforderung für das System der sozialen Sicherheit in der Schweiz dar. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe SKOS geht davon aus, dass sich die Sozialhilfe auf einen mittelfristig starken Anstieg der Fallzahlen vorbereiten muss. Die Stadt Winterthur beteiligt sich an einem schweizweiten Monitoring zur Entwicklung der Fallzahlen.
Unabhängig davon, was die Zukunft bringt, ist es weiterhin wichtig, präventiv in die Armutsbekämpfung sowie in die Integration von Sozialhilfebeziehenden zu investieren.
Zahlen und Fakten 2019 zur sozialen SicherungKosten sanken leichtDer Nettoaufwand für die bedarfsabhängige individuelle Unterstützung betrug 2019 120 Millionen Franken (2018: 120,3 Millionen Franken). Zur bedarfsabhängigen Existenzsicherung zählen Zusatzleistungen zur AHV/IV, Sozialhilfe, Asylfürsorge und Alimentenbevorschussung. Sozialhilfe: Quote sank leichtDie Sozialhilfequote betrug 5,5 Prozent (2018: 5,6 Prozent). Insgesamt 7117 Personen (Vorjahr: 7573) wurden 2019 mindestens einmal von der Sozialhilfe unterstützt. 2019 wurden 1138 neue Fälle (Vorjahr: 1210) in die Sozialhilfe aufgenommen und 1133 Fälle (Vorjahr: 1141) abgeschlossen. Ein Fall kann mehrere Personen umfassen. Die Nettokosten der Sozialhilfe sanken um 1,3 Millionen Franken auf 61 Millionen Franken. Zusatzleistungen zur AHV/IV: Zunahme bei Seniorinnen und SeniorenEnde 2019 wurden 4269 Winterthurer Haushalte mit Zusatzleistungen zur IV oder AHV unterstützt (2018: 4203). Die Fallzahlen nahmen vor allem bei Personen in eigenen Wohnungen zu, während die Fallzahlen in Heimen abnahmen. Der Nettoaufwand war auf hohem Niveau stabil, er betrug 51,6 Millionen Franken (Vorjahr: 52,3). |
Weitere Informationen:
- Bericht «Facts und Trends der sozialen Sicherung 2019», Soziale Dienste der Stadt Winterthur