Neue Tarifordnung und höhere Strompreise
Der Stadtrat hat die Totalrevision der Tarifordnung betreffend die Abgabe von Elektrizität beschlossen. Gründe für die Revision sind die Ausweitung der Niedertarifzeiten aufs ganze Wochenende, die Anpassung der Tarife sowie die neuen klimafokussierten Stromprodukte, die neu nach CO2-Emissionen abgestuft sind. Aufgrund der Marktsituation steigen die Stromtarife durchschnittlich um 32 Prozent. Das neue ökologisch hochwertigste Stromprodukt «Klima Gold» ist hingegen günstiger als das Vorgängerprodukt. Lokal produzierter Solarstrom wird künftig mit einer um 40 Prozent höheren Einspeisevergütung entschädigt.
Die Stromtarife steigen in Winterthur über alle Kundengruppen gesehen um durchschnittlich 32 Prozent. Grund dafür ist vor allem der bereits seit Längerem andauernde ausserordentliche Anstieg der Energiepreise an den Strommärkten. Durch den Krieg Russlands in der Ukraine hat sich dieser Anstieg im laufenden Jahr noch verstärkt. Zur Minderung starker Preisschwankungen beschafft Stadtwerk Winterthur die Energie für die Grundversorgung jeweils in Tranchen gestaffelt über mehrere Jahre. Deshalb konnte die Erhöhung trotz extremer Ausgangslage für das Jahr 2023 in Winterthur etwas gedämpft werden. Da Stadtwerk Winterthur nur rund 20 Prozent des Winterthurer Strombedarfs selber produziert und den Rest am Markt beschaffen muss, wirken sich die hohen Marktpreise dennoch markant auf die Energietarife aus.
Neben den Energietarifen steigt auch das Netznutzungsentgelt. Gründe dafür sind unter anderem höhere Ausgaben für das vorgelagerte Netz, die Systemdienstleistungen der nationalen Netzgesellschaft Swissgrid sowie die Kosten für die Energieverluste im Verteilnetz. Dies alles führt zu deutlichen Mehrkosten für Stadtwerk Winterthur.
Energiewende fördern
Um die Hauseigentümerschaft verstärkt darin zu unterstützen, ihre Liegenschaften energetisch zu sanieren, hat der Winterthurer Stadtrat im Februar einen Ausbau des Förderprogramms Energie Winterthur beschlossen. Entsprechend grösser wird dessen Finanzbedarf sein. Die Abgabe an das Gemeinwesen, über die das Förderprogramm finanziert wird, erhöht sich deshalb für die Stromkundschaft mit einem Verbrauch unter 100 000 kWh pro Jahr von 0,32 Rp./kWh auf 0,6 Rp./kWh. Die Abgabe an den Bund bleibt hingegen bei 2,3 Rp./kWh.
Konsequent auf die Energie- und Klimaziele der Stadt Winterthur ausgerichtet ist zudem die Stromproduktepalette 2023, die der Stadtrat Ende Mai beschlossen hat.
Die drei Produkte «Klima Gold», «Klima Silber» und «Klima Bronze» bestehen zum überwiegenden Teil aus erneuerbaren Energien wie lokalem Solarstrom und Wasserkraft sowie aus Strom aus der Kehrichtverwertungsanlage. Die Neuerung: Die Produkte sind nach CO2-Emissionen abgestuft. Je hochwertiger das Produkt, desto geringer seine CO2-Emissionen. Erreicht wird dies mit der CO2-Kompensation: «Klima Gold» ist vollständig und «Klima Silber» teilweise kompensiert. Diese Produktgestaltung unterstützt beide Hauptziele der Energie- und Klimapolitik, den CO2-Ausstoss bis 2040 auf netto null Tonnen CO2-Emissionen zu reduzieren sowie einen bedeutenden Ausbau der Fotovoltaik zu erreichen.
Um insbesondere auch den Verbrauch von Solarstrom in Winterthur zu fördern, ist die Zusammensetzung der Stromprodukte angepasst worden. Das hochwertigste Produkt, «Klima Gold», besteht neu noch zu ungefähr einem Drittel aus Winterthurer Solarstrom und zu etwa zwei Dritteln aus Schweizer Wasserkraft. Zum Vergleich: «e-Strom.Gold», das entsprechende Produkt 2022, besteht vollständig aus Solarstrom. Mit der neuen Zusammensetzung wird erreicht, dass «Klima Gold» für die Kundschaft attraktiver wird: der Stromtarif sinkt um knapp 6 Prozent. Das neue Standardprodukt, «Klima Silber», enthält neu 1 Prozent Winterthurer Solarstrom. Da die meisten Kundinnen und Kunden das Standardprodukt beziehen, wird so der Verbrauch von Solarstrom gefördert. Der Anteil von Solarstrom im Standardprodukt soll künftig – parallel zum Ausbau der Fotovoltaik – steigen. Doch auch das hohe Preisniveau an den Strommärkten trägt zur Förderung der lokalen Fotovoltaik bei: Die Einspeisevergütung (inkl. Zertifikate) für lokale Solarstromproduktionen steigt um über 40 Prozent, da sie sich an den Preisentwicklungen des Marktes orientiert.
Neu Niedertarif am Samstagmorgen
Die Tarifzeiten im Vorliegernetz werden dem Nutzerverhalten angepasst, und der Niedertarif wird deshalb per 2023 auch am Samstagmorgen angewendet. Somit gilt ab 2023 der Niedertarif für das gesamte Wochenende.
Zusammensetzung der Stromtarife und Rechenbeispiel Die Stromtarife setzen sich aus den Elementen Energietarif, Netznutzungsentgelt sowie den Abgaben an den Bund und das Gemeinwesen (für das Förderprogramm Energie Winterthur) zusammen. Die Energietarife basieren auf den Handelspreisen an den europäischen Märkten. Das Netznutzungsentgelt basiert auf bundesrechtlichen Vorgaben und enthält die Betriebskosten für das Stromnetz sowie Zins- und Amortisationskosten. Hinzu kommen gesetzliche Abgaben. Für Details siehe separate Preisübersicht. Ein durchschnittlicher Familienhaushalt in Winterthur (Jahresverbrauch 4500 Kilowattstunden, Fünfzimmerwohnung mit Elektroherd und Tumbler ohne Elektroboiler; Verbrauchskategorie H4 der ElCom) mit dem neuen Standardprodukt «Klima Silber» bezahlt im Jahr 2023 rund 30 Prozent mehr für den Strom als noch 2022. Dies entspricht knapp 300 Franken. |
Einführung der neuen Stromprodukte Die Kundschaft wird im Herbst persönlich informiert, dass sie per 2023 ein neues Stromprodukt erhält. Auf der Basis ihres bisherigen Stromprodukts wird ihr ein neues vorgeschlagen. Die gestiegenen Stromtarife und somit die für die Kundschaft steigenden Ausgaben für Strom hängen mit den höheren Preisen an den Strommärkten und nicht mit den neuen Produkten «Klima Gold», «Klima Silber» und «Klima Bronze» zusammen. |
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Beilage Preisübersicht Strom 2023 |