Klimaschutz durch Ernährung: weniger Verschwendung, weniger tierische Produkte
Rund siebzehn Prozent der Treibhausgasemissionen, die eine Person in der Schweiz verursacht, sind durch die Ernährung bedingt. Sie zählt damit zu jenen Bereichen des Lebens, in denen wir mit am meisten zum Klimaschutz beitragen können. Die grössten Hebel liegen in einer vermehrt pflanzlichen Ernährung und in der Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Im Hinblick auf das Netto-Null-Ziel hat die Stadt Winterthur den Themenbereich Ernährung gesamthaft analysiert und ein Umsetzungskonzept erstellt. Darin sind die Ergebnisse aus dem letztjährigen Bürgerpanel zur klimagerechten Ernährung eingeflossen.
In Winterthur wurde das Thema klimaschonende Ernährung bisher mit einzelnen Aktivitäten in städtischen Verpflegungsbetrieben und mit Sensibilisierungsmassnahmen angegangen. Mit dem Entscheid der Winterthurer Stimmbevölkerung für das Klimaziel «Netto-Null bis 2040» ist die Stadtverwaltung gefordert, mit erhöhtem Tempo wirksame Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen umzusetzen. Die Ernährung spielt dabei eine zentrale Rolle. Vom Acker über die Verarbeitung und den Verkauf bis auf den Teller verursacht der Lebensmittelkonsum einen Anteil von 17 Prozent an unserem gesamten Treibhausgasfussabdruck. Damit zählt die Ernährung zu den gewichtigsten Einflussfaktoren im Klimaschutz. Entsprechend hoch ist der Stellenwert der klimaschonenden Ernährung im Winterthurer Klimaplan.
Empfehlungen des Bürgerpanels aufgenommen
Die Fachstelle Klima hat für den Themenbereich Ernährung eine Grundlagenanalyse durchgeführt und ein Umsetzungskonzept entwickelt. In das Konzept eingeflossen sind die Erkenntnisse des Bürgerpanels, das im letzten Jahr zum Thema klimagerechte Ernährung durchgeführt wurde. Der inhaltliche Fokus des Umsetzungskonzepts liegt auf den beiden wichtigsten Hebeln, um die Treibhausgasemissionen im Bereich der Ernährung zu reduzieren: weniger Food Waste und weniger tierische Produkte.
Fokus auf Reduktion von Food Waste und Fleischkonsum
Der Konsum von tierischen Produkten ist der Faktor mit dem grössten Einfluss auf die Treibhausgasbilanz der Ernährung. Fleisch-, Fisch- und Milchprodukte machen fast die Hälfte der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen aus. Aktuell liegt der tägliche Pro-Kopf-Fleischkonsum der Schweizer Bevölkerung bei rund 130 Gramm und damit über der für eine gesunde und ausgewogene Ernährung empfohlenen Menge. Ebenfalls ins Gewicht fallen vermeidbare Lebensmittelabfälle. Sie sind für rund 25 Prozent der mit unserer Ernährung verbundenen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Über die gesamte Lebensmittelkette betrachtet, landet in der Schweiz ein Drittel der Nahrungsmittel im Abfall. Hier besteht ein grosses Potenzial für Sensibilisierungsmassnahmen. Für die Jahre 2023 und 2024 legt die Fachselle Klima deshalb einen thematischen Schwerpunkt auf die Reduktion von Food Waste. So stand die klimaschonende Ernährung dieses Jahr bereits im Fokus eines Klimadialogs und war Thema an der Klimawoche.
Neuausrichtung der Massnahmen
Im Rahmen der Grundlagenanalyse wurde der Bereich Ernährung gesamthaft betrachtet, und daraus wurden geeignete Massnahmen für das Stadtgebiet sowie die Stadtverwaltung abgeleitet. Um die Ziele der ursprünglich verabschiedeten Massnahmen zu erreichen, werden drei neue Umsetzungsmassnahmen definiert: die Etablierung einer klimaschonenden städtischen Verpflegung, die Vermittlung von Informationen und Erlebnissen zur Förderung der klimaschonenden Ernährung und die themenübergreifende Koordination mit anderen Klimaschutzmassnahmen. Die Stadtverwaltung selbst will als Vorreiterin vorausgehen und bis 2035 klimaneutral werden. Darauf ausgerichtet soll bis 2028 in der städtischen Verpflegung eine Reduktion der Lebensmittelabfälle von 40 Prozent erreicht werden. Dazu haben die städtischen Alterszentren im Frühjahr 2023 während vier Wochen die Nahrungsmittelabfälle systematisch gemessen und setzen Massnahmen zu deren Reduktion um.