Erneutes Bekenntnis der Stadt zum Münzkabinett
Überführung des Münzkabinetts in eine neue Trägerschaft oder aber die Sammlung als Dauerleihgabe an ein anderes Museum zu geben: So lauten die Forderungen einer Motion, die dem Stadtrat im Februar dieses Jahres übergeben worden ist. Dieser ist weiterhin von der Strategie «Münzkabinett light» überzeugt und lehnt das Begehren der Motion ab.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Stadtrat nach anderen Trägerschaften sowie Alternativen zur bestehenden Organisations- und Rechtsform für das Münzkabinett Winterthur sucht. Bereits im Rahmen der beiden Haushaltsanierungsprogramme «effort 14+» und «Balance» sowie der Neuen Finanzplanung tätigte er dahingehende, vertiefte Abklärungen. In einer im Februar 2022 eingereichten Motion forderten die Stadtparlamentsmitglieder Monica Della Vedova (GLP), Iris Kuster (die Mitte), Urs Hofer (FDP) und Daniel Oswald (SVP) zusammen mit 30 Mitunterzeichnerinnen und Mitunterzeichnern den Stadtrat nun auf, das Münzkabinett und die Antikensammlung in eine passende gemeinnützige Trägerschaft zu überführen. Sollte dies nicht gelingen, so sei die Dauerleihgabe des Münzbestandes und der Antikensammlung an andere Museen zu prüfen und die Bearbeitungsstelle für Fundmünzen des Kantons Zürich wieder der Kantonsarchäologie abzutreten.
Basierend auf den eingeholten Gutachten ist der Stadtrat jedoch erneut zum Ergebnis gekommen, dass eine Ausgliederung des Münzkabinetts aus der Stadtverwaltung die Stadt weder aus ihrer kulturpolitischen noch aus ihrer finanziellen Verantwortung entlassen würde. Er empfiehlt vielmehr, das 2020 vorgestellte und seither kontinuierlich implementierte Modell eines «Münzkabinett light» weiterzuverfolgen. Dieses Modell sieht vor, den Ausstellungsbetrieb zu Gunsten von Vermittlung, Digitalisierung und Dienstleistungen zu reduzieren. Diese Strategie bietet eine langfristige und kostengünstige Perspektive für ein Münzkabinett der Zukunft, das die Chancen der digitalen Transformation nutzt, den unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen für die Sammlungsbestände gerecht wird, keinen kulturpolitischen Reputationsschaden anrichtet und schliesslich auch den ethischen Richtlinien der Museums-Gouvernance (ICOM) entspricht.
Das Vertrauen in die öffentliche Hand war der Ausgangspunkt für die Sammlungen des Münzkabinetts. Diese wurden ihm mehrheitlich durch Schenkungen und Vermächtnisse von Privaten als unveräusserliches Kulturgut übereignet und zwar ausdrücklich aufgrund des Bedeutung und Qualität des Museums. Dieses Vertrauen und die kulturpolitische Bedeutung des Münzkabinetts gilt es zu stützen. Eine geeignetere Trägerschaft als die Stadt Winterthur gibt es für das Münzkabinett aktuell nicht. Vor diesem Hintergrund beantragt der Stadtrat dem Stadtparlament, von einer Erheblicherklärung der vorliegenden Motion abzusehen.
Münzkabinett Winterthur und Antikensammlung
Das Münzkabinett Winterthur widmet sich der Kulturgeschichte des Geldes. Das Museum ist Bildungs-, Vermittlungs- und Forschungsinstitution in einem und beherbergt mit seinen Sammlungen das wertvollste Kulturgut im Eigentum der Stadt Winterthur. Das Museum ist juristischer Sitz der internationalen Dachorganisation der wissenschafltichen Numismatik (INC) und ist eingebettet in ein internationales Netzwerk von 60 Partnern. Wechselnde Ausstellungen beleuchten verschiedene Aspekte der Geld- und Münzgeschichte und stellen die Kleinstobjekte in ihren historischen und sozialen Kontext. Mit einem regelmässigen Angebot an Führungen und Aktionstagen, Kooperationen mit anderen Institutionen sowie verschiedenen Workshops spricht das Münzkabinett zahlreiche Alters- und Bevölkerungsgruppen an. Wissenschaftler/-innen aus aller Welt finden im Museum reichen Stoff für ihre Forschungen.