Ungleicher Zweikampf
Seit Jahrzehnten kursieren unter den Stadtbus-Mitarbeitenden einige abenteuerliche Geschichten über Fahrgäste. Die besten werden immer wieder erzählt – so auch die Episode von der Frau, die mit ihrem Regenschirm einen Bus aufzuhalten versuchte. Urs Huber, ehemaliger Direktor von Stadtbus, erzählt den Vorfall aus den 1960er-Jahren, wie er ihm zu Ohren kam:
Eines regnerischen Tages habe sich eine ältere Frau auf den Weg zur Bushaltestelle gemacht – ohne vorgängig den Fahrplan zu konsultieren. «Als sie um die Ecke bog, sah sie den Bus schon dort warten. ‹Wunderbar›, hat sie sich wohl gedacht, ‹perfekter Service!›.» Doch genau in dem Moment habe das Fahrzeug geblinkt und sei langsam losgefahren. «In aller Eile steuerte die Dame auf den Bus zu und erwischte im letzten Moment das Heck des Wagens.» Dort waren damals Skikörbe für den Wintersport montiert.
«Kurz entschlossen hing die Frau also den Griff ihres Regenschirms an den Skikorb und wollte so den Bus zurückhalten und zum Stillstand zwingen! Der Bus setzte sich natürlich trotzdem in Bewegung und mit ihm im Schlepptau die alte Dame. Als das Fahrzeug immer schneller wurde, liess sie – kurz vor dem unausweichlichen Sturz – den Regenschirm endlich los.» Dieser habe dann noch so manche Runde mit dem ahnungslosen Busfahrer durch die Stadt gedreht und sei erst am nächsten Tag als Fundgegenstand von der Besitzerin wieder abgeholt worden.
Urs Huber, geboren 1946, wuchs in Winterthur auf und arbeitete später als Geschäftsführer des ÖV Olten. 1986 kehrte er nach Winterthur zurück und war bis 2007 Direktor von Stadtbus (ehem. Verkehrsbetriebe der Stadt Winterthur).