Der Trubel um den Rubel
In den ersten Betriebsjahren konnten die Billettautomaten in Winterthur mit einer Ein-Rubel-Münze übertölpelt werden, denn ein Rubel hatte identische Grösse und Legierung wie der Fünfliber – Russland habe für die Produktion gar ein Schweizer Stanzwerkzeug benutzt, weiss Ernst Engler zu berichten. Was lustig klingt, wurde zum Problem: Immer mehr Rubel fanden sich in den Automaten, sodass Umbauten am Münzprüfer nötig wurden. Diese hatten zur Folge, dass der Rubel zwar kaum mehr akzeptiert wurde – aber auch nicht mehr alle Fünfliber! Das sorgte für rote Köpfe bei den Fahrgästen – und für Kratzspuren an den Automaten: Denn die Kundschaft begann, mit den abgewiesenen Münzen an den Automaten zu schaben, in der Hoffnung, die Münze werde daraufhin doch noch akzeptiert. Das sei aber rein psychologisch gewesen, gebracht habe es eigentlich nichts, erinnert sich Ernst Engler mit einem Augenzwinkern.
Auch in der Zusammenarbeit mit der Bank sorgte der Rubel für Trubel: Wenn er nicht schon von Engler und seinem Team erkannt und aussortiert wurde, gelangte er in der Zentrale der Winterthurer Verkehrsbetriebe in die Münzsortiermaschine. Und da auch diese den Rubel als Fünfliber akzeptierte, wurden die russischen Münzen sodann ungewollt in Fünfliberrollen eingerollt und gelangten so bis zur Bank. Einige Male klingelte darauf das Telefon in der Zentrale, am anderen Ende der Leitung forderten die Verantwortlichen der Bank Geld zurück für die fälschlicherweise in die Fünfliberrollen gelangte Fremdwährung. Eine unangenehme Erfahrung sei das gewesen, erzählt Ernst Engler, über die er heute leichter reden kann als damals.
Ernst Engler, geboren 1952, war von 1989 bis 2013 für Stadtbus Winterthur tätig, zuletzt als Leiter Infrastruktur. Er verantwortete mit seinem Team unter anderem den Aufbau und die Organisation der Infrastruktur von Haltestellen oder Wartehallen, aber auch den Unterhalt der Billettautomaten und Stadtbus-Liegenschaften sowie den Kassendienst und die Depotwartung.